«Es vo Weschte herbiiziehends Tüüf»
Unsere Mundart ist vom Hochdeutschen längst ausgehöhlt. Etwa durch das «Lokalradiofutur».
In Zürcher Kindergärten soll auf Mundart unterrichtet werden, haben die Stimmbürger verfügt. Die Verfechter des Hochdeutschen haben verloren – und gewonnen. Eigentlich ist dieser Dialekt längst zu einem Gutteil Hochdeutsch; er ist ein Schatten seiner selbst. Auf Züritüütsch: «Er isch en Schatte siner sälbscht.»
Des Öftern schreiben Moderatoren ihre Texte auf Hochdeutsch oder verwenden hochdeutsche Agenturtexte, um die Vorlage dann Wort für Wort ins hiesige Idiom zu übertragen – Verpackung Dialekt, Inhalt Hochdeutsch. So entstand auch, was Spötter «Lokalradiofutur» nennen: An sich kennt die Mundart keine Zukunftsform, und doch findet man den Satz «2012 wird de Zirkus wider in Züri gaschtiere» schon als normal. (Übrigens hiesse es richtig: «z Züri»). Der längliche Relativsatz mit «wo» wird gemieden, dafür streut man nach Art der elektronischen Medien Partizip-Wendungen in den Wortbrei: «Es vo Weschte herbiiziehends Tüüf» statt «Es Tüüf, wo vo Weschte herbiizieht». Einige Partikeln und Adverbien wie «eh» sind purlauteres Hochdeutsch: «De US-Star isch eh sehr chrank.»