Kurz im Fadenkreuz
Mit einem umstrittenen Tweet hat das Satiremagazin «Titanic» für Empörung gesorgt. Der österreichische Verfassungsschutz hat Ermittlungen eingeleitet.

Und wieder einmal stellt sich die Frage, wie weit Satire gehen darf. Mit einem am Montagmorgen publizierten Tweet sorgte das deutsche Satiremagazin «Titanic» für Empörung.
Die veröffentlichte Fotomontage zeigt den Vorsitzenden der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und Aussenminister des Landes, Sebastian Kurz, im Fadenkreuz. Zudem steht in grellen Farben «Endlich möglich: Baby-Hitler töten!» Der umstrittene Tweet spielt auf die Frage an, die das «New York Times Magazine» seinen Lesern stellte: ob sie Hitler als Baby töten würden, wenn sie in die Vergangenheit zurückreisen könnten.
We asked @nytmag readers: If you could go back and kill Hitler as a baby, would you do it? (What's your response?) pic.twitter.com/daatm12NZC
— NYT Magazine (@NYTmag) 23. Oktober 2015
Während Sebastian Kurz bis zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Stellungnahme abgegeben hat, reagierte die Twitter-Gemeinde empört:
Unter dem Deckmantel der Satire zum Mord aufrufen - ihr seid gestört! Wenn euer Heft nicht so teuer wäre, würd ich's als Klopapier benutzen.
— James Leah (@JamesKCLeah) 16. Oktober 2017
Das ist wirklich eine Sauerei vom aller ärgsten und das sage ich euch als Linker und Österreicher.
— Michael Bencza (@MichaelBencza) 16. Oktober 2017
Die Landespolizeidirektion Wien (LPD) antwortete innerhalb weniger Stunden auf die Frage eines Nutzers nach der Strafbarkeit des Posts. Der Tweet sei an die zuständige Stelle weitergeleitet worden.
Wir haben dies bereits an die zuständige Stelle weitergeleitet.
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) 16. Oktober 2017
Laut der Tageszeitung «Der Standard» hat das österreichische Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung bereits Ermittlungen gegen das zweitgrösste deutsche Satiremagazin aufgenommen. Dessen Chefredaktor Tim Wolff zeigt sich uneinsichtig. Im deutschen Medienportal «Meedia» witzelte er: «Eingestehen möchten wir aber, dass im Fall dieses Witzes eine problematische Grenzüberschreitung stattgefunden hat, nämlich die nach Österreich – wo man offensichtlich nicht so locker mit der eigenen Nazivergangenheit umgeht wie wir guten, geläuterten Deutschen.»
Es ist nicht das erste Mal, dass «Titanic» umstrittene Entscheidungen trifft. Eine einstweilige Verfügung brachte 2006 das Cover mit dem damaligen SPD-Vorsitzenden Kurt Beck ein, welches mit «Problembär ausser Rand und Band: Knallt die Bestie ab!» betitelt wurde.
2012 erwirkte der Vatikan ebenfalls eine einstweilige Verfügung, nachdem Papst Benedikt XVI. mit einem Urinfleck auf seiner Soutane gezeigt worden war. Das bearbeitete Cover bezog sich in Wort («Die undichte Stelle ist gefunden!») und Bild auf die Vatileaks-Affäre. Die einstweilige Verfügung wurde später zurückgezogen.
Erstellt: 17.10.2017, 19:38 Uhr
Artikel zum Thema
Die Redaktion auf Twitter
Stets informiert und aktuell. Folgen Sie uns auf dem Kurznachrichtendienst.
Kommentare
Das Neuste Kultur
Die Welt in Bildern

Gespenstische Stimmung: Ein Vogel fliegt während des letzten Vollmondes des Jahres über den Statuen der Katholischen Hofkirche in Dresden. (12. Dezember 2019)
(Bild: Filip Singer)
Mehr...
49 Kommentare