«Man könnte das Kreuz aus der Schweizer Fahne nehmen»
Der Philosoph und Religionskritiker Michael Schmidt-Salomon über Kruzifixe, die christliche Leitkultur und «Hinrichtungssymbole auf den schönen Schweizer Bergen».
Herr Schmidt-Salomon, wie gross ist Ihr persönlicher Leidensdruck, wenn Sie auf einem Gipfel ein Kreuz erblicken? Überhaupt nicht gross. Trotzdem begrüsse ich die Kampagne. In einer säkularisierten Gesellschaft muss man nicht überall Kreuze hinpflanzen. Man könnte sogar einen Schritt weitergehen und fordern, dass man das Kreuz aus der Schweizer Landesfahne nimmt.
Die Schweiz hat eine christliche Leitkultur. Sind Gipfelkreuze da nicht legitim? Nun, auf die christliche Leitkultur berief man sich zur Zeit der Kreuzzüge und zur Zeit der Hexenverfolgungen. Ebenso während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland, als beide christlichen Kirchen sich zu «Gott und dem Führer» bekannten. Und in den 50er-Jahren wurden Homosexuelle im Namen der christlichen Leitkultur geschmäht. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei und niemand mit Verstand wünscht sie sich zurück.