Tandoori statt Fleischkäse
In der Schweizer Komödie «Tandoori Love» bringt ein verliebter Bollywood-Koch die Älpler zum Tanzen.

Der junge Wirt vom «Hirschen» hat Probleme. In seinem idyllischen Gasthof im Berner Oberland lassen nur ein paar lästernde Stammkunden ihre Münzen zurück. Der gammlige Fleischkäse schmeckt halt nicht. Doch Markus' bärbeissige Mutter will nichts ändern.
Hinter ihrem Rücken stellt Markus in der Komödie «Tandoori Love» (ab 27. Mai jetzt auch in den deutschen Kinos) einen indischen Koch ein, der wie vom Himmel gefallen scheint. Rajah ist aber nicht zufällig vor Ort, denn er hat sich in Markus' Verlobte verliebt und dafür sein Filmteam verlassen.
Währschafte Alp-Öhis und wuselige Inder
Unterm Sari wird gejodelt: Dass in den Schweizer Alpen jährlich bis zu 30 indische Filmteams drehen, ist noch nicht richtig in die Öffentlichkeit gedrungen. So wie Südafrika in deutschen TV-Filmen regelmässig als Sylt- oder Allgäu-Double herhält, so fungiert das Alpenpanorama in Bollywood oft als Kaschmir und Himalaya.
Eigentlich ist es verwunderlich, dass aus diesem Globalisierungsphänomen bisher noch kein komisches Kapital geschlagen wurde. Dabei zeigt diese Komödie, dass der Culture Clash zwischen währschaften Alp-Öhis und wuseligen Indern viel Gag-Potenzial birgt - das hier leider sehr zaghaft erforscht wird.
Jungfraujoch in Pink
Die dünne Geschichte, in der Rahaj zu lange nicht merkt, dass die blonde Kellnerin Sonja, die er kochend erobern will, die Verlobte seines Chefs ist, ist aber mit hübschen Einfällen gewürzt. Wenn die Emotionen hochgehen, bricht allenthalben jeder in der biederen Umgebung in Gesang und Tanz à la Bollywood aus. Schon bei der ersten Verliebtheitsattacke - als Rajah beim Packung aufreissen und Joghurt abschmecken von Sonja im Supermarkt rüde gerüffelt wird - geht der verführerische Singsang los. Natürlich drehen sich irgendwann auch stämmige Älpler zu den exotischen Schalmeienklängen, erglüht der Drehort Jungfraujoch in Pink.
Der zweite, diesmal optische Geschmacksverstärker ist bei «Eat Drink Man Woman» geklaut und zeigt den verliebten Rajat beim beseelten Schnippeln, wobei sich Tomaten zu Bollywood-Swing in Rosen entblättern und Hühnerfilets kamasutra-artig verknoten. Klar, dass - vom knoddrigen Stammtisch bis hin zum Mops - alle auf sein scharfes Essen abfahren statt auf die geplatzte Blutwurst des Vorgängers. Verständlich, dass Priya, die zickige Diva des indischen Filmteams, in den Streik tritt, statt dem Dauerbefehl «More tears!» ihres Regisseurs zu gehorchen: Sie will die Rückkehr des verschwundenen Kochs erzwingen.
Dieser wird vom radebrechenden indischen Star Vijay Raaz gespielt, der in hierzulande in Mira Nairs Tragikomödie «Monsoon Wedding» zu sehen war. Bei der deutschen Schauspielerin Lavinia Wilson musste der lokale Dialekt nachsynchronisiert werden. Doch an ihnen liegt es nicht, dass der Stil-Mischmasch zwar zeitweise lecker, aber insgesamt halbgar schmeckt. Regisseur und Indienfan Oliver Paulus findet zwischen kitschbeflissenem Bollywood-Märchen, Anflügen von schwarzem Humor und einer arg zähen Beziehungskiste mit drögen Dialogen nicht die rechte Tonart - und erweist sich lediglich als ambitionierter Hobbykoch.
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