Klassiker der Woche: Auch Dirigenten können Playback
Georg Philipp Telemann hätte sich gewundert über diese Aufnahme. Und vielleicht auch gefreut.
Mehr als ein bisschen mitwinken tut er ja nicht, der namenlose Dirigent in diesem Video. Trotzdem schaut man ihm fasziniert zu: Weil er sich so viel Mühe gegeben hat, eine schöne Kulisse für seine «Aufführung» zu finden. Und weil er zwar die gängigen Dirigenten-Gesten imitiert – aber sonst rein gar nichts gemeinsam hat mit seinen Vorbildern.
Als Musik hat er die «Conclusion» des dritten Teils von Georg Philipp Telemanns «Tafelmusik» gewählt. Zwei Oboen, ein Fagott, Streicher und das Continuo sind da zu organisieren, das Tempo ist zügig; für den Dirigenten gibt es einiges zu tun. Aber der Protagonist des Films lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Er reagiert auf jene Einsätze, die er gerade erwischt; die Schallplatte lässt sich ja nicht davon irritieren, wenn er mal einen verpasst.
Telemann hätte wohl gestaunt, wenn er gewusst hätte, wie weit seine «Tafelmusik» dereinst in der Welt herumkommt. Diese Sammlung von ganz unterschiedlich besetzten Stücken mag zwar ambitionierter gestaltet sein als die damals übliche Gebrauchsmusik; sie hat musikalisch mehr zu bieten als andere Tafelmusiken, die vor allem geschrieben wurden, um eine höfische Gesellschaft nicht beim Kauen zu stören. Aber für die Ewigkeit war sie wohl doch nicht gedacht, und auch nicht unbedingt fürs konzentrierte Zuhören.
In diesem Sinn hätte sich Telemann wohl gefreut über diesen Dirigenten, der seine Musik da so innig nachvollzieht. Übrigens nicht nur diese «Conclusion»: Es gibt die ganze «Tafelmusik» mit ihm, und auch etliche weitere Werke. Ansonsten präsentiert er in seinem Youtube-Kanal unter anderem Kulinarisches – Reisgerichte, Crevetten, Torten. Man darf annehmen, dass er beim Essen gern für die passende musikalische Untermalung sorgt.
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