Wenn der Saal plötzlich glühte
Meisterdirigent Claudio Abbado ist tot. Nach seinem Rücktritt bei den Berliner Philharmonikern fragte man sich, was nun noch kommen sollte. Es kamen seine besten Zeiten. Ein Nachruf.
Schon einmal schien der Abschied von Claudio Abbado nahe. Das war im Jahr 2000, er erkrankte an Magenkrebs, und auch sonst standen die Zeichen auf Endzeit. Bereits 1998 hatte er überraschend seinen Rücktritt als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker angekündigt – was sollte danach noch kommen?
Es kamen die besten Zeiten, für Abbado selbst, für seine Musiker, für das Publikum. Denn Abbado tat nur noch, was ihm wirklich am Herzen lag: 2003 gründete er das Lucerne Festival Orchestra, in dem sich all jene trafen, die im Lauf der Jahre von musikalischen Weggefährten zu Freunden geworden waren: Sabine Meyer von den Berliner Philharmonikern, das Hagen-Quartett, die Cellistin Natalia Gutman, viele ehemalige Mitglieder des Mahler Chamber Orchestras. Und weil ein jährliches Treffen zu wenig war, gründete Abbado 2004 auch noch das Orchestra Mozart in Bologna.