Wie lange muss ich übern Zaun gucken, um als Gast zu gelten?
Die Zählweise, mit der die Zürcher Festspiele auf ihre Schlussbilanz kamen, wirft Fragen auf.

Das ist wahrhaft frohe Botschaft der eben zu Ende gegangenen Zürcher Festspiele: Wenn man von irgendwo einen Flyer mitnimmt, dann ist man damit quasi schon an der Veranstaltung gewesen, die darin beworben wird. Und darf stattdessen einen gemütlichen Abend am See verbringen! Ja, als pflichtbewusster Kulturgänger kann man auf diese Weise sogar mehrere Must-Termine gleichzeitig wahrnehmen. Das legt zumindest die Zählweise nah, mit der die Zürcher Festspiele auf ihre Schlussbilanz gekommen sein sollen.
«Mehr als 120'000 Zaungäste im Festspielzentrum und der Future-Forest-Installation» will man registriert haben. Was genau ist ein «Zaungast», und wie erfasst man ihn? Es hiess, die Verantwortlichen hätten ihren Erfolg daran gemessen, wie häufig die Programmflyer-Box eine Neubefüllung benötigte. Hmm. Die Festspiele präzisieren: Nein, es zählte gar schon, sobald sich jemand über den Platz bewegt habe – wie bei der Street Parade.
Dabei wärs eigentlich gar nicht nötig gewesen, die «Zaungast»-Kategorie ins Spiel zu bringen – überhaupt, wie viele Sekunden muss der übern Zaun gucken, um als Gast zu gelten? Reicht einmal blinzeln? Jedenfalls war die Auslastung der Festspielproduktionen, in den meisten Fällen, sowieso sehr ordentlich, die Zahl der offiziellen Besucher ebenfalls, nämlich 72'500.
Dass sich die Festspiele trotzdem nicht zur langen, prägenden Stadtsommerfete ausgewachsen haben: Daran ändern auch zufällige Passanten, die allenfalls den Flyer einstecken, um sich mal eben eine Telefonnummer zu notieren oder eine spontane Einkaufsliste zusammenzustellen, nichts.
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