Wenn der Chef zum Zuschauer wird
Mark Knopfler trat am Montag im Hallenstadion an, um die Musik sprechen zu lassen. Sie erzeugte einige magische Momente.

Man fragt sich jedes Mal wieder, wenn man im grossen Oval des Zürcher Hallenstadions sitzt und der Dinge harrt, die da kommen: Was braucht es eigentlich, um diesen Ort mit Magie zu füllen? Was erzeugt hier das grosse Knistern? Über die Jahre ist diese Frage ganz unterschiedlich beantwortet worden. Und viele haben dazu nicht zu knapp technische Hilfsmittel in Anspruch genommen. Hilfsmittel, die dabei allerdings nur selten geholfen haben.
Keine Konfettikanonen
Am magischen Moment am vergangenen Montagabend, am Konzert des britischen Gitarristen, Komponisten und Sängers Mark Knopfler, waren jedenfalls keine Konfettikanonen, keine Springbrunnen und keine dressierten Tiger beteiligt. Auch der Star des Abends, mittlerweile 65 Jahre alt und bei seiner Darbietung so routiniert, wie es eben nur geht, ohne langweilig zu sein, war nur interessierter Zuschauer.
Der magische Moment bestand nämlich aus einem kleinen Intermezzo im Song «Marbletown» aus dem Jahr 2002. Ein Song mit marschierendem Kontrabasslauf, wischenden Besen auf den Schlagzeugtöpfen und viel Groove. Irgendwann reduziert sich das Ganze allein auf Kontrabass und gezupfte Geige. Eine Annäherung, leise und intim, mal unisono, mal sanft aneinander vorbei. Ein Moment so klein, fein und emotional. Irgendwann nahmen sie wieder Schwung auf, holten die restlichen sechs Mitmusiker wieder ins Boot und weiteten den Song weiter und weiter aus.
Locker aus dem Ärmel geschüttelt
Dem vorausgegangen waren bereits ausgiebige Ausschweifungen in den Folk und Country, sowie in die irische und schottische Volksmusik. Klanglich dicht umgesetzte Schifffahrts-, Wegelagerer- und Highway-Songs mit rockigen Gitarrensolos in Knopflers unverkennbarer Sprache – und zwischendrin immer mal wieder ein Dire-Straits-Klassiker.
Und klar: Auch «Sultans of Swing», diesen Liebling aller Radiowellen, seinen Trademark-Song, platzierte er. In Viererbesetzung, recht trocken, aber erweitert um ein paar nette kleine Einfälle an der Gitarre. Auch diese: locker aus dem Ärmel geschüttelt. Musik – auch seine rockigen Nummern – ist bei Knopfler keine schweisstreibende Arbeit. Es ist eben: Musik.
Fast magisch
Die verbale Kommunikation mit dem Publikum beschränkte sich aufs Nötigste. Zum Beispiel jene nuschelige Ansage zu Beginn, in der er sagte: «Schön, wieder hier zu sein. Wenn ihr den Jungs eine Standing Ovation gebt, dann spielen sie vielleicht eine Zugabe.»
Und so geschah es dann auch: Das Publikum, 9500 an der Zahl, erhob sich aus seinen Sitzen, und Knopfler und seine langjährigen Weggefährten – allesamt von ihm mit warmen Worten und Huldigungen bedacht – spielten nach dem Pflichtteil zuerst «So Far Away», dann das Titelstück des Dire-Straits-Megaerfolgsalbums «Brothers in Arms» und zuletzt «Going Home» vom Soundtrack zum Film «Local Hero». Und mit ein bisschen weniger Ethnotünche, und ein bisschen sparsamerem Flöten- und Saxofoneinsatz hätte man sagen können: rundum magisch.
Erstellt: 02.06.2015, 10:26 Uhr
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