Wie Drogen in deinen Ohren
Janelle Monáe berauscht sich am eigenen Talent. Morgen spielt die Ausnahmemusikerin am Montreux Jazz Festival.
Es gibt Künstler, die bringen Kritiker in Verlegenheit, weil sie einfach zu gut sind und ihrem Talent nur mit Superlativen beizukommen ist. Denn der Kritiker gibt gewöhnlich viel auf sein Differenzierungsvermögen, und jemanden gut zu finden, den alle anderen auch gut finden, ist leicht beschämend. Aber weil sich der Kritiker auch heimlich danach sehnt, vor wahrem Talent auf die Knie zu fallen, freut er sich auch. Janelle Monáe ist eine solche Künstlerin. Zu all dem Aussergewöhnlichen, das die Musikerin verkörpert, gehört auch die Selbstverständlichkeit, mit der die selbst ernannte «High Funkstress» das Lob der Weltpresse für ihr Debütalbum «The Archandroid» entgegennahm. Ein Album, das vor zwei Jahren in der Musikszene explodierte wie eine Supernova. «Genial», «sensationell», «nie dagewesen», jubelten die Musikkritiker und liessen Referenzgrössen wie Stevie Wonder, Prince, George Clinton, James Brown aufmarschieren. Sie habe «mehr Stil als alle Popstars zusammen», schrieb die FAS, sei der «neue Superstar, des amerikanischen Pop» («Spiegel»). Und «Vogue» staunte: «Niemand, wirklich niemand in der Popwelt sieht auch nur annähernd so aus wie sie.»