«Kulturpolitik ist keine Beschäftigungspolitik»
Pius Knüsel stellte im gestrigen «Spiegel» eine radikale Idee vor: Die Zahl der Kulturinstitutionen soll halbiert werden. Im Gespräch mit Redaktion Tamedia erklärt der Pro-Helvetia-Direktor seine Vision.
Herr Knüsel, in Ihrem «Spiegel»-Essay, der auf das nächste Woche erscheinende Buch «Der Kulturinfarkt» verweist, regen Sie an, in Deutschland die Hälfte der Theater und Museen zu schliessen, Archive zusammenzulegen und Konzertbühnen zu privatisieren. Weshalb diese Forderung? Das Buch «Der Kulturinfarkt» ist motiviert durch die Spardebatte, die in Deutschland besonders scharf geführt wird. Zu jeder bedrohten Kultureinrichtung heisst es, sie sei «systemrelevant» und eine Schliessung sei mit der Idee des Kulturstaates nicht vereinbar. Wir Autoren finden, das Problem liege viel weniger beim Geld als in einem erstarrten System. Um hier rauszukommen, schlägt das Buch eine Halbierung im Sinne eines Gedankenexperiments vor. Es fordert gar nichts, weil es gar niemanden gibt, an den sich eine solche Forderung richten könnte, da Kultur nicht zentral geplant ist.