Kunst macht Werbung
Ai Weiwei verkauft sich unter dem Vorwand der Demokratisierung von Kunst an eine deutsche Baumarktkette.

Das ist eine ideale Kombination, die jede Werbeagentur zum Frohlocken bringt: Auf der einen Seite haben wir den Baumarkt Hornbach, der sich gerne mit origineller Werbung im Gespräch hält, auf der anderen Seite den chinesischen Konzeptkünstler Ai Weiwei, der zwar nicht alles zu Geld, aber immerhin alles zu Kunst macht, was seine Hände berühren.
Für die neueste Werbekampagne von Hornbach hat er Warnwesten mit orangefarbenen Streifen genommen, die in Gruppen von 4, 5 oder 6 Exemplaren mit ihren Reissverschlüssen zusammengefügt werden, sodass eine bunte Zeltplane entsteht. Sie kann entweder direkt an die Wand gehängt werden, dann ähnelt sie eher einem Wandteppich, oder sie wird über ein Eisengestell gestülpt, sodass sie an eine Skulptur erinnert.

Der Clou der Werbeaktion ist, dass sie nicht nur mit Plakaten und TV-Spots beworben wird, sodass bald alle davon Kenntnis haben werden, sondern dass die Kunden die als Kunst getarnte Werbung samt Echtheitszertifikat ab dem 12. Februar bei Hornbach kaufen können. Der Preis der Standardausführung, die aus fünf Jacken besteht, beläuft sich auf 300 bis 500 Franken, je nachdem ob man sie mit oder ohne Gestell erwirbt.
Man kann diese Kunst mit Duchamp vergleichen, der ja auch schon ein Pissoir zu Kunst erklärt hat. Oder mit Beuys, der jeden zum Künstler machen wollte. Man kann wie Ai Weiwei an den reflektierenden Streifen gefallen finden, weil sie für Sicherheit stehen und «damit für eine fundamentale Idee unserer Zivilgesellschaft». Mit dem Schweizer Kurator Hans-Ulrich Obrist jedenfalls liess sich der Künstler auf ein langes Gespräch ein, das nun sozusagen zur Nobilitierung dieser Kommerzkunst an Interessenten abgegeben wird.
«Sie sind unmenschlich, und sie lieben es, andere Menschen zu erziehen.»
Ai Weiwei hat sich ja kürzlich aus Berlin abgesetzt, weil ihm die Deutschen zu intolerant, ja rassistisch seien. Er lebt jetzt in Cambridge und dirigiert aus dem hoffentlich toleranteren England heraus sein Kunstimperium. Über die Deutschen liess er gestern im Berliner «Tagesspiegel» verlauten: «Sie sind unmenschlich, und sie lieben es, andere Menschen zu erziehen. Sie denken, in Deutschland gelten die höchsten Standards, sie sehen sich als Elite, lernen nichts aus der Vergangenheit.» Zudem sei das Gedankengut Hitlers überall noch zu finden.
Mit Sicherheit hat sich der Künstler an dieser Aktion nicht umsonst beteiligt. Was er sich zahlen liess, darüber schweigen allerdings die Beteiligten vornehm. Weniger sicher ist, ob sich zu Werbezwecken instrumentalisierte Kunst als Spekulationsobjekt eignet. Denn auch wenn der Preis für ein Kunstwerk günstig erscheint: Man muss die 300 oder 500 Franken ja auch zuerst einmal haben.
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