Kuraschew und die russische Welle
Kolumne Werner Schweizer Konstantin Kuraschew ist der letzte Russe in einer zentralen Position in einem Schweizer A-Klub. Der Ausbildungschef der SCL Tigers rettete das Team im vergangenen Frühling im Playout vor dem Abstieg und ermöglichte einen weiteren Anlauf Richtung Playoff in dieser Meisterschaft. Der bei den Spielern beliebte Kuraschew gilt mittlerweile als einer der besten Ausbildner überhaupt. Nur noch Zuschauer ist die Trainerlegende Wladimir Jursinow, die in Kloten lebt, aber noch als Präsident der russischen Juniorenliga amtiert. Weil die Schweizer Liga – anders als die nordamerikanisch kontrollierte deutsche DEL – traditionell für Einflüsse aus verschiedenen Eishockeykulturen offen ist, dürfte die russische Flaute vorübergehend sein. Die meisten der früheren Protagonisten sind in ihre Heimat zurückgekehrt, die guten Spieler finden in der panrussischen Liga heute ein Auskommen. Aber eine Gegenbewegung ist nicht ausgeschlossen. Zurzeit machen hier vor allem ausgemusterte oder frustrierte Kanadier aus der KHL Station. Man erinnert sich an die Wellevon Spielern und Trainern, die vor 20 Jahren nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums und der anschliessenden Öffnung die Schweizer Liga überschwemmte. Auslöser der neuen Mode war der Transfer von Slawa Bykow und Andrei Chomutow von ZSKA Moskau zu Fribourg. Das Duo fabrizierte fast von Stunde null an Tore und ein Spektakel, das alle Zuschauer verzückte. Als 18 neue Russen hier kurvten Der ZSC eiste Wochen nach dem Einstand von Bykow/Chomutow mit Wladimir Krutow einen noch grösseren Namen aus dem Exil in Vancouver los. Die Geschichte des übergewichtigen «Tanks» mit den genialen Händen, der auch einmal im dritten Drittel an eine Sauerstoffflasche angeschlossen werden musste, passte zum ZSC wie der Dunst zum alten Hallenstadion. Eine Saison später hatten die Zürcher mit Anatoli Tschistjakow bereits ihren vierten Russen im Kader und Arno Del Curto an der Bande. Im Herbst 1991 kurvten 18 neue Spieler aus der ehemaligen Sowjetunion in den beiden obersten Ligen herum. Manche Trouvaille war darunter. Ambri zog mit Malkow/Leonow wieder ein gutes Los. Igor Larionow, der Kopf und Center des einstigen Superblocks, veredelte ein Lugano, das sich müde gesiegt hatte. Um das Duo Schirjajew/Juldaschew entbrannte ein Transferstreit zwischen Davos und Biel, den die Berner gewannen. In der Nationalliga B fristetensowjetische Nationalspieler zuweilen ein tristes Dasein ohne Jobgarantie.Im damaligen Lido von Rapperswil überdauerte die hochkarätige Troika mit Trainer Boris Michailow undden Weltmeistern Ilja Bijakin und Alexander Koschewnikow den Winter nicht. Die kanadische Mafia sei dafür verantwortlich, klagte Michailow,einer der Grossen des sowjetischen Eishockeys. Es war vielleicht die spannendste Phase der Meisterschaft seit Einführung des Playoffs. Für die beiden Ausländerjobs in den Teams war bei den damaligen Spitzenklubs nur das Beste gut genug. Der SC Bern, welcher der russischen Welle auswich, hatte die überragenden Rexi Ruotsalainen und Alan Haworth, der EHC Kloten setzte mit Anders Eldebrink und Mikael Johansson auf schwedische Klasse, Coolness und Cleverness. Deshalb wurden Bykow und Chomutow in ihrer Karriere Olympiasieger, Weltmeister, aber nie Schweizer Meister. Das gelang nur Kuraschew als Assistent beim HCD und Krutow junior 2008 mit den ZSC Lions. Zurzeit machen hier ausgemusterte oder frustrierte Kanadier aus der KHL Station.
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