Kurdenkämpfer im bayerischen Idyll
Deutschland liefert Panzerabwehr-Raketen an die Kurden im Nordirak. Bevor sie im Kampf gegen die IS-Extremisten zum Einsatz kommen können, bildet die Bundeswehr Peschmerga an dem Waffensystem aus.
Jede Sekunde zählt für die kurdischen Peschmerga-Kämpfer. Mit sicheren Handgriffen bauen zwei Soldaten die Panzerabwehrwaffe «Milan» auf und wieder ab, während ihr Ausbilder die Zeit stoppt. Waren sie schnell, klatschen sie sich erfreut ab. Seit vergangenem Freitag lernen insgesamt 32 kurdische Soldaten im bayerischen Hammelburg den Umgang mit der Panzerabwehrwaffe, die Deutschland den irakischen Kurden im Kampf gegen die Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) zur Verfügung stellt.
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat sich zufrieden mit der Ausbildung der ersten Gruppe kurdischer Soldaten in Deutschland gezeigt. Sie sei «beeindruckt von der Lernbereitschaft und der Entschlossenheit», mit der die Peschmerga-Kämpfer ihre Übungswoche absolvierten, sagte von der Leyen am Donnerstag bei einem Besuch in der Infanterieschule des Heeres im bayerischen Hammelburg.
«Wir wollen Ausbilder ausbilden»
Nach ihrer Ausbildung in Hammelburg sollen die Peschmerga ihr Wissen an andere Kämpfer weitergeben. «Wir wollen Ausbilder ausbilden», sagte der Kommandeur der Infanterieschule, Gert-Johannes Hagemann. Auch er lobte die Peschmerga-Kämpfer als «äusserst diszipliniert» und «äusserst wissbegierig». Er zeigte sich überzeugt, dass mit der Ausbildung an der Panzerabwehrwaffe «ein ganz wichtiger Baustein» im Abwehrkampf gegen den IS geleistet werde. Deutschland stellt den Kurden im Nordirak verschiedene Waffen und Munition zur Verfügung.
MILAN-Einweisung der Peschmerga in Hammelburg (Video:Youtube/Bundeswehr)
Von der Leyen sagte, die Kurden bekämen moderne westliche Waffen. Deren Handhabung müssten sie aber zudem schnell erlernen können, denn «der Kampf findet jetzt statt». Ein kurdischer Kommandeur, der seinen Namen nicht nennen wollte, bezeichnete die Ausrüstung mit der Panzerabwehrwaffe als «sehr wichtig», da die Kurden bislang keine panzerbrechenden Waffen besessen hätten. «Sie werden uns im Kampf gegen den IS voranbringen», sagte der 36-jährige Peschmerga-Kämpfer. Mit der «Milan» können in einer Entfernung bis zu 2000 Metern Panzer oder andere gepanzerte Fahrzeuge bekämpft werden.
Probleme mit Ausrüstung
Für diesen Kampf stellt Deutschland verschiedene Waffen und Munition zur Verfügung. Dazu zählen neben der Panzerabwehrwaffe unter anderem Panzerfäuste, Maschinengewehre und Sturmgewehre. Deutsche Ausbilder sollen die Kurden auch im Nordirak in den Gebrauch der Waffen einweisen. Deren Ankunft hatte sich wegen technischer Probleme mit gleich mehreren Transportflugzeugen der Bundeswehr tagelang verzögert. Auch die erste Waffenlieferung traf erst später als vorgesehen in der irakischen Kurdenmetropole Erbil ein.
In der vergangenen Woche war auch von der Leyen nach Erbil gereist und hatte den Kurden dort weitere Hilfe in Aussicht gestellt. In Hammelburg erinnerte die Ministerin unter anderem noch einmal an das Leid der Flüchtlinge dort: «Sie brauchen dringend humanitäre Hilfe, der Winter steht vor der Tür.» Doch im idyllisch gelegenen Hammelburg nahe Würzburg ging es vor allem um den bewaffneten Kampf gegen die IS-Jihadisten.
Einsatz im Übungsdorf
Am Donnerstag übten die Peschmerga-Kämpfer dort am Rande des Übungsdorfes Bonnland den Umgang mit der Panzerabwehrwaffe. Fachwerkhäuser und sogar eine Kirche gibt es in dem Dorf, an den Häusern hängen Schilder wie Metzgerei, Bäckerei oder Postamt. Am Rande dieses Dorfes stand am Ende der kurdische Kommandeur, der mit seinem Helm und seiner Sonnenbrille unerkannt bleiben wollte. Ein Bundeswehr-Soldat übersetzte für ihn.
Die Peschmerga-Kämpfer in Hammelburg sind nach den Worten des Kommandeurs «sehr gute Kämpfer, die sich an der Front bewiesen haben». Wann er selbst wieder dorthin geht, wollte der 36-jährige Mann nicht sagen. Seine Ausbildung im sonnigen Hammelburg endete jedenfalls am Freitag mit scharfen Schüssen an der «Milan».
AFP/jym
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