L.A. Autoshow: Ein Sturmtief weht über die Luxus-Oase
Kalifornien ist nicht nur der grösste, sondern auch der mit Abstand wichtigste Automarkt in den USA. Denn dort werden die meisten, die teuersten und die saubersten Autos verkauft.

Wenn in dieser Woche in Los Angeles die L.A. Autoshow eröffnet wird, geht es für viele Hersteller und vor allem für die Importeure um die Wurst. Denn aus gutem Grund ist der Branchengipfel an der Westküste längst zu einer der wichtigsten Automessen in den USA aufgestiegen. Die Finanzwelt blickt zwar nach wie vor nach Detroit, weil dort die drei maladen US-Giganten ihren Sitz haben und weil man dort kurz nach Silvester die erste Rückschau auf das alte und den ersten Ausblick auf das neue Jahr bekommt.
Doch die Verkäufer finden ihre Kunden eher an der West- als an der Ostküste. Und obendrein sind diese Kunden zahlungswilliger, für neue Technologien aufgeschlossener und weniger an die heimatlichen Marken gebunden als im Rest der USA.
Mit 1,88 Millionen Neuzulassungen kommt der «Golden State» nach Angaben von Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer auf rund 12 Prozent der US-Verkäufe und erreicht damit 60 Prozent des deutschen Marktvolumens. Doch diese Zahlen kann man nicht einfach auf Kalifornien herunterbrechen. «Denn dieser Markt tickt anders», sagt Miho Skovby, der für Jato Dynamics die Westküste beobachtet. Und die Statistik der kalifornischen Autohändler gibt ihm recht: Die Japaner und die Europäer kommen dort besser an als im Rest der USA.
Erfolgreiche Importmarken
So hat Spitzenreiter Toyota in Kalifornien einen Marktanteil von 22,1 statt im Landesdurchschnitt 14,7 Prozent, bei Honda sind es 12,0 statt 9,9 Prozent, bei BMW 3,7 statt 1,9, bei Mercedes 3,4 statt 1,6 und bei VW 2,0 statt 1,6 Prozent. Umgekehrt haben die US-Marken und die preisbewussten Koreaner dort einen schlechteren Stand: Kommt Ford im Landesdurchschnitt auf 12,5 Prozent, reicht es in Kalifornien nur für 9,9 Prozent, Chevrolet liegt bei 8,3 statt 13,5 Prozent, Dodge bei 3,6 statt 5,9 und Hyundai bei 2,3 statt 3,1 Prozent.
Die grössten Unterschiede sieht man aber beim Blick unter die Motorhaube: «Man hat die Luftverschmutzung von LosAngeles und San Francisco täglich vor Augen, hier gelten die strengsten Abgasrichtlinien in den USA, und es gibt einen bekennenden Öko-Aktivisten als Gouverneur», fasst der Marktbeobachter die Gründe dafür zusammen, warum Kalifornien grüner fährt als der Rest des Landes. Jeder vierte Toyota US-Prius wird deshalb an der amerikanischen Westküste verkauft, der Anteil am US-Diesel-Absatz liegt bei 10 Prozent, und bei den Hybrid- und Elektroautos macht Kalifornien ein Viertel des US-Marktes aus.
Weniger Pick-ups und weniger SUV
Die grüne Gesinnung der Kalifornier zeigt sich auch in der Segmentstatistik: So ist der Anteil der Pick-ups und Vans in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4 Prozentpunkte auf 16,2 Prozent gefallen, und der SUV-Anteil ging um 2 Punkte auf 23,3 Prozent zurück, während die Pkws um 6 Punkte auf 60,5 Prozent gestiegen sind. Besonders grosse Verschiebungen zeigen sich dabei am Rand der Statistik. So ging der Marktanteil der Fullsize-Pick-ups um 3,1 Prozent zurück, während die Kleinstwagen um 3,9 Prozent zugelegt haben.
Nicht nur bei sauberen und kleinen Autos sind die Kalifornier dem Rest des Landes voraus: «In Kalifornien wird die Automode für die USA gemacht», sagt Jato-Experte Skovby und meint das durchaus wörtlich. Immerhin haben auf dem Art Center College of Design in Pasadena etwa die Hälfte aller derzeit in der Industrie aktiven Autodesigner ihren Abschluss gemacht. Nicht umsonst haben rund ein Dutzend Autohersteller von B wie BMW bis V wie Volkswagen in und um Los Angeles eigene Designstudios. Und nicht umsonst haben bis auf Subaru und Nissan alle asiatischen Importeure ihre US-Zentralen an der Westküste.
Finanzkrise trifft Luxushersteller
Weil Kalifornien ein sehr wohlhabender Staat ist und es auch ohne den Rest der USA unter die weltweiten Top Ten der Industrienationen schaffen würde, ist der Markt für Luxusmarken besonders wichtig. Der grösste Rolls-Royce-Händler der Welt zum Beispiel sitzt genau deshalb in Beverly Hills. AMG verkauft dort ebenso wie Bentley mehr Autos als in Deutschland, und auch für Porsche ist die Westküste von grosser Bedeutung: Von Januar bis Oktober 2008 haben die Schwaben dort über 5000 Fahrzeuge verkauft. «Das entspricht einem Drittel des gesamten US-Marktes», bestätigt Pressesprecher Eckhard Eybl. «Würde man Kalifornien als eigenständigen Markt betrachten, steht es damit für uns bereits auf dem fünften Rang.»
Doch der Glanz des «Golden State» wirkt derzeit trüb: «Die weltweite Finanzkrise hat dort stärker gewirkt als im Rest der USA», sagt Dudenhöffer. Die Autohändler erwarten einen Absturz um fast 18 Prozent und rechnen für 2008 nur noch mit 1,55 Millionen Neuzulassungen. Und die Prognosen für die Zukunft sind nur wenig besser. Darunter leidet mittlerweile selbst das sonst so stabile Geschäft mit den Luxusautos: Statt 19 Prozent im letzten Jahr machen sie jetzt nur noch 15 Prozent des kalifornischen Marktes aus. Das hat Konsequenzen: In Orange County hat vor ein paar Tagen der bisher angeblich erfolgreichste Lamborghini-Händler der Welt dichtgemacht.
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