Initiative «Kinder ohne Tabak»Lassen sich Jugendliche durch Werbung tatsächlich verführen?
Diverse Studien sollen beweisen, dass die Werbung einen entscheidenden Einfluss auf das Rauchverhalten hat. Doch so klar ist die Beweislage nicht.

Das zentrale Anliegen der Tabakinitiative, über die wir am 13. Februar abstimmen, ist das Bestreben, dass Jugendliche gar nicht erst zur Zigarette, zum Verdampfer oder zum Kautabak greifen. Wenn man diese Produkte nicht mehr bewerben darf, könnten viele Mädchen und Jungen vom Einstieg abgehalten werden – so die Hoffnung.
Aber wie gross ist der Einfluss der Werbung tatsächlich auf das Rauchverhalten der Jungen? Für die Initianten der Initiative Kinder ohne Tabak ist klar, dass der Einfluss der Werbung «deutlich» und «gross» sei. Gerne wird dabei generell auf verschiedene Studien verwiesen, die das belegen sollen.
Gute Erfahrungen in Frankreich
Sehr gut dokumentiert sind die gesundheitlichen Gefahren, welche mit dem Rauchen einhergehen. Beim Einfluss der Werbung hingegen wird vor allem auf ausländische Studien verwiesen, etwa auf das Standardwerk zum Thema, eine Übersicht der amerikanischen Gesundheitsbehörde aus dem Jahr 2012. Demnach würden Jugendliche, die der Tabakwerbung stärker ausgesetzt sind, später eher mit dem Rauchen anfangen. Und die Werbeexposition an den Verkaufsstellen könnten einen Einfluss haben.
«Allzu grosse Sprünge sind mit einem Werbeverbot wohl nicht zu erwarten.»
Armando Meier, Mitautor der grössten Schweizer Studie der letzten Jahre, hat 80’000 Jugendliche zu ihrem Zigarettenkonsum und ihren Einstellungen zum Rauchen befragt. Sein Fazit zur Wirkung der Werbung: «Wir wissen aus wissenschaftlicher Sicht wenig darüber, wie sich verschärfte Werbeverbote tatsächlich auf das Rauchverhalten Jugendlicher auswirken.» Persönlich gehe er davon aus, dass eine gewisse Wirkung erzielt werden könne, aber allzu grosse Sprünge seien wohl nicht zu erwarten.
Gregor Poletti ist Inland-Redaktor und seit über 30 Jahren im Journalismus tätig. Alles was gesellschaftspolitisch bewegt, lässt ihn in die Tasten greifen - von Tempo 30 bis zur Sterbehilfe.
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