Burgenland: Kuss der Sonne – und der Musen
Land der Burgen und Thermen, Heimat pannonischer Köstlichkeiten und grosser Weine: Österreichs östlichstes Bundesland präsentiert sich als Ferienparadies der Sonderklasse.
Über dem attraktiven Winzerstädtchen Rust am Neusiedlersee, dessen Altstadt Teil des Unesco-Welterbes ist, herrscht reger Flugverkehr. Allerdings dröhnen hier keine Flugzeugtriebwerke, was man hört, ist einzig ein leises Rauschen. Es stammt von den Störchen, die ihre Kreise ziehen und auf den Dächern und Türmen des Städtchens nisten.
Hier behändigen wir unsere Velos für einen Tagesausflug über Mörbisch nach Illmitz und in den von Österreich und Ungarn gemeinsam errichteten Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel. Im wenige Kilometer von Rust entfernten Mörbisch finden jeden Sommer die Seefestspiele auf der grössten Open-Air-Bühne Österreichs statt, und von hier läuft auch die Fähre nach Illmitz am östlichen Ufer des Neusiedlersees aus.
Einzigartige Landschaft
Dort machen wir einen Abstecher ins Nationalpark-Informationszentrum und kurven anschliessend durch den Park. Die einzigartige Naturlandschaft mit einer grossen Artenvielfalt an Tieren – insbesondere Vögeln – und Pflanzen, sich im Wind beugenden Schilfflächen und weitläufigen Wiesen mit Salzlacken ist seit 2001 ebenfalls Teil des Unesco-Weltkulturerbes.
Das Nationalparkgebiet beider Staaten umfasst 140 Quadratkilometer, davon liegen rund 80 auf österreichischer Seite. Hier macht das Zusammentreffen verschiedener Klimazonen den einzigen Steppennationalpark Europas zu einem wichtigen Knotenpunkt für den Vogelzug von Nordeuropa und Sibirien nach Afrika.
Rad-, Reit- und Wanderwege
Radwege gibt es im Burgenland zuhauf, einer der schönsten und interessantesten ist bestimmt der Neusiedlersee-Radweg, von dem wir eben ein Stück befahren haben. Die bestens ausgeschilderte Route führt über 138 Kilometer rund um den flachen, höchstens 1,6 Meter tiefen Steppensee am Rand der pannonischen Tiefebene.
Es geht durch Naturschutzgebiete und malerische Ortschaften, 38 Kilometer führen bei Sopron über ungarisches Gebiet. Dank rund einem halben Dutzend Fährunternehmen lässt sich die Route mit einer Fahrt quer über den See auch abkürzen oder unterbrechen.
Doch die sportlichen Aktivitäten rund um den See sind nicht aufs Radeln beschränkt. Im April 2001 wurde im Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel das erste grössere, zusammenhängende Reitwegenetz des Burgenlandes eröffnet. Ein stilles Naturerlebnis bietet das Lackengebiet zwischen St. Andrä und Apetlon, welches zum Herz des Nationalparks zählt. Dort stolzieren Reiher und Störche durch Schilf und Felder oder fischen Säbelschnäbler in den Lacken. Daneben sind Wandern, Fischen und verschiedene Wassersportaktivitäten ebenfalls angesagt.
Doch auch in den andern Teilen des Burgenlandes locken insgesamt 1800 Kilometer bestens beschilderte und meist asphaltierte Radwege zu Entdeckungsfahrten. Ob man die flache Weite des Seewinkels geniessen oder hügelige Weingebiete kennenlernen, in die Thermenwelt eintauchen oder Kulturdenkmäler – etwa das Schloss Esterhazy in der burgenländischen Hauptstadt Eisenstadt, das Haydn-Haus daselbst oder das Franz-Liszt-Geburtshaus und -Museum in Raiding – besuchen will: Das Fahrrad ist das ideale Fortbewegungsmittel. Es gibt 75 Veloverleihstellen, bei mehrtägigen Radwanderungen wird der Gepäcktransport organisiert, Hotels und Reisebüros bieten Pauschalarrangements an.
Weine mit Handschrift
Das Burgenland ist ein uraltes Weinbaugebiet, hat aber nicht immer den besten Ruf genossen. In den letzten 20 Jahren jedoch wurden Rebfläche und Ertrag drastisch reduziert, die roten Sorten haben deutlich zugelegt. Erkennbar ist ein neuer Weinstil: weg von einfacher Ware, hin zu Gewächsen, die dem Terroir gerecht werden und zugleich die Handschrift ausgebildeter Winzer tragen.
Heute finden sich neben reinsortigen Weinen wie dem dominierenden Blaufränkisch, dem Zweigelt, Welschriesling, Sauvignon blanc oder Chardonnay auch viele Assemblagen, in denen Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignon ihren Platz haben. Degustieren lassen sich die durchwegs preisgünstigen Weine in zahlreichen Kellereien und Vinotheken.
Wo guter Wein gedeiht, lässt sich in der Regel auch vorzüglich speisen. Das bestätigt sich in den burgenländischen Weinkellern, Buschenschenken, Wirtshäusern und Gourmettempeln. Die vorzüglichen Produkte, welche die Natur bietet, werden hier in Küche und Keller zu Köstlichkeiten verarbeitet, und es überrascht nicht, dass burgenländische Gasthäuser zunehmend mit Michelin-Sternen und Gault-Millau-Hauben gekrönt werden. Mit 300 Sonnentagen würden die Besucher hier verwöhnt, erzählt Verena Pittnauer von Burgenland Tourismus. Sollte der Himmel trotzdem verhangen sein, ist ein Besuch in Eisenstadt oder in einer der zahlreichen Thermen die Alternative. Optisch beherrscht wird die nur 14000 Einwohner zählende burgenländische Hauptstadt vom Schloss Esterhazy. Die Ursprünge des Schlosses gehen auf das 13. Jahrhundert zurück, sein heutiges Aussehen erhielt es zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Prunkvoller Fürstensitz
Auf faszinierende Art vereint das Schloss barocken Glanz, klassizistischen Stil und Einflüsse aus dem österreichischen Biedermeier. Der private Grundbesitz der Fürstenfamilie ist der grösste in ganz Österreich.
Der prunkvolle Sitz der Esterhazys mit dem Haydn-Saal ist einen Besuch wert. Während mehr als dreier Jahrzehnte wirkte der Komponist Joseph Haydn als Kapellmeister am Hof der Esterhazys. Eine Ausstellung in seinem Wohnhaus zeichnet ein lebendiges Bild des Komponisten. Die Haydn-Festspiele Eisenstadt sind seit mehr als zwanzig Jahren Zentrum der Haydn-Tradition. Zum 200. Todestag des Meisters (1732–1809) finden in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen statt.
Viele Festspiele
Gross ist im Burgenland jedes Jahr das Festspiel-Angebot. Neben den Haydn-Festspielen und den Seefestspielen in Mörbisch locken die Opernfestspiele im Römersteinbruch von St. Margarethen, die Schlossspiele im Schloss Kobersdorf, die Opernfestspiele im Schloss Tabor im Bezirk Jennersdorf, das Weinklangfestival im Blaufränkischland, das Gitarrenfestival in Rust oder im Südburgenland die Burg Güssing, Schauplatz der mittlerweile traditionellen Burgspiele.
Sonnenstunden zu jeder Jahreszeit versprechen die warmen Quellen der burgenländischen Thermenwelt. Die wohl bekannteste ist die Burgenland-Therme in Bad Tatzmannsdorf. Als Familien-Freizeit-Eldorado präsentiert sich die Sonnentherme Lutzmannsburg-Frankenau; in Bad Sauerbrunn werden ganzheitliche Heilmethoden gepflegt. Die Therme Stegersbach zieht, in Kombination mit dem grossen Golfplatz, auch viele Schweizer Besucher an.
Warm ums Herz
Warm ums Herz wird es Weinfreunden im südlichen Burgenland, dem wohl ursprünglichsten Weinbaugebiet Österreichs. Ende der 1980er-Jahre wurde eine Gemeinschaftsvinothek in Moschendorf eröffnet. Viele «Kellerstöckl» in den typischen Kellergassen sind zu Wohnungen umgebaut; sie werden teils auch an Feriengäste vermietet.
Im Süden produziert man den «Uhudler», eine für uns gewöhnungsbedürftige Weinspezialität, die aus Direktträger-Hybriden gekeltert wird. Die Gemeinde mit den höchsten Temperaturen ist Kukmirn. Dank der vielen Brennereien, die aus Äpfeln, Birnen, Marillen und Zwetschgen Edelbrände produzieren, soll es hier immer zwei, drei Grad wärmer sein als in der Umgebung.
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