Frittierte Raupen und verweste Vögel als Weihnachtsdelikatessen
Südafrikaner essen zu Weihnachten frittierte Raupen, Grönländer halbverweste Vögel und Japaner gehen zu Kentucky Fried Chicken: Unter einem Festmahl versteht man in fast jedem Land etwas anderes.
Warum gewisse Lebensmittel an bestimmten Orten als Weihnachtsdelikatessen gelten, ist selten so gut zu eruieren wie in Japan: Dort machte eine grossangelegte Werbekampagne den Kunden weis, paniertes und frittiertes Hühnchen sei die klassische Weihnachtsspeise.
Kentucky Fried Chicken (KFC) macht 20 Prozent seines Jahresumsatzes in Japan zur Weihnachtszeit. Tischreservationen werden ab Anfang Dezember angenommen. Mittlerweile versuchen McDonalds und die einheimische Burgerkette MosBurger sich eine Scheibe vom Weihnachtshuhn-Geschäft abzuschneiden, aber noch ist KFC ungeschlagen.
Dass in einem Land, in dem nur etwa ein Prozent der Bevölkerung Christen sind, überhaupt Weihnachten gefeiert wird, ist ohnehin schwer verständlich. Aber dass zum Fest fetttriefendes Fastfood der delikaten und gesunden Landesküche vorgezogen wird?
Fräulein Weihnachtsküchlein
Übrigens: Obwohl KFC Familien-Kombi-Kübel mit Dessert anbietet, kaufen die Japaner zu Weihnachten beim Bäcker Kurisumasuke-ki, ein weissglasiertes Küchlein mit Erdbeeren obendrauf. Am 26. Dezember wird jeweils die liegengebliebene Ware zu Schleuderpreisen verkauft. Für eine japanische Frau, die mit 25 Jahren noch nicht verheiratet ist, hat sich deshalb der Ausdruck «Weihnachtsküchlein» eingebürgert.
Kulinarisch ebenfalls bescheiden isst man zu Weihnachten auf den Philippinen: Dort gilt Schinken mit Edamer, genannt «Cheese Ball», als Festmahl. Da hat die Hausfrau nicht viel zu tun, ebenso wie diejenige in Deutschland, die an Heiligabend traditionell Kartoffelsalat und Würstchen serviert.
Ganz anders die Polin und die Russin: Sie bringen zu Weihnachten zwölf verschiedene Gerichte auf den Tisch – analog der Anzahl Apostel. Noch mehr schwitzen muss die Schwedin: Als gute Hausfrau beginnt sie schon am 1. Dezember mit Backen, Vorkochen, Getränke mixen und Fisch einlegen, damit das Julbord schön üppig wird.
Vogelaas und Mottenfrass
«Vorgekocht» wird auch in Grönland, und zwar schon im Sommer. Für die Delikatesse Kiviak werden Alk-Vögel samt Schnäbeln, Füssen und Federn in einen Robbenbalg gesteckt. Danach wird dieser zugenäht, mit Fett abgedichtet und unter einen Steinhaufen gelegt.
Nach etwa einem halben Jahr ist das Gericht «gar». Dann wird das Geflügelaas zu Festtagen wie Weihnachten, aber auch Hochzeiten und Geburtstagen gegessen – traditionell draussen, denn die Geruchsbelästigung ist erheblich. Kenner sagen, der Duft erinnere an sehr alten Käse. Im Vergleich zu Kiviak mutet die frittierte Raupe der Kaisermotte (Gonimbrasia belina), die angeblich in Südafrika traditionelle Weihnachtsspeise ist, direkt appetitlich an.
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