Ist das Bier in Gefahr?
Bierliebhaber feiern 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot. Doch eine neue Generation von Brauern hält das klare Helle für überholt – und wird aktiv.
Die versammelten Jungbrauer haben Schlimmes vor. Der Mann aus Schwanden hat Zigerklee mitgebracht, das scharfe Kraut, das dem Glarner Schabkäse sein Aroma verleiht. Jetzt will er «Zigerschlitz-Bier» brauen, Kleebier – zum Wohl. Die Tessiner von Birrificio Sottobisio setzen auf Kaffee, ihre Kollegen von Officina della Birra auf grünen Tee. Und der fröhliche Thuner Kleinstbrauer von Strättligen-Bier ist mit einer Kühlbox schockgefrorener Himbeeren angereist. «Das wird knallrot, das Bier», verkündet er, «mit schön beeriger Nase.»
Keine Frage. Nichts, was an diesem Samstag im Industriegebiet von Rapperswil-Jona gebraut wird, entspricht dem deutschen Reinheitsgebot. Mit Absicht: Reinheit wird überschätzt, finden die Brauer. «Bier kann mehr sein als helles Lager», sagt Christian Jauslin, einer der beiden Bier-Blogger, die den gemeinschaftlichen Brautag mitorganisiert haben. 17 Teams von Schweizer Kleinproduzenten sind in den Räumen der Brauerei Bier Factory versammelt, um alle Regeln zu brechen.