« Alles, was genitales Begehren ist, gilt als eklig»
Ist Aufklärung im Kindergarten zu früh? Wie arbeitet man eigentlich mit Sexsüchtigen? Und kann man Sexualität lernen? Sexologe Werner Huwiler über das zentralste menschliche Begehren.
Im Moment wird viel über Aufklärung in der Schule diskutiert, ab welchem Alter und wie sie stattfinden soll. Wie ist ihre Meinung dazu? Darauf gibt es keine Pauschalantwort. Die Schwierigkeit ist, dass die Schule an ein fixes Raster gebunden ist, die Entwicklung aber bei jedem Kind anders verläuft. Einige interessieren sich früh für diese Dinge, andere nicht. Deshalb ist es wohl besser, wenn grundsätzlich die Eltern dafür zuständig sind.
Und wovon hängt das ab? Erziehung ist die Grundlage von allem. Es geht um Lernschritte in der Sexualität. Sexualität eignet man sich ja schrittweise an. Jungs haben schon im Mutterleib Erektionen, später greifen sie sich gerne ans Pfifli, sie finden es angenehm. Je nach Klima in der Familie kann man das mit besseren oder schlechteren Gefühlen entdecken. In der Pubertät beginnt man dann sexuelle Verknüpfungen im eigentlichen Sinn zu machen, sich mit dem eigenen Geschlecht auseinanderzusetzen und es sich anzueignen: was haben wir für Aufgaben als Mann oder Frau, bin ich stolz auf mein Geschlecht und fühle ich mich meinem Geschlecht zugehörig, oder bin ich unsicher und brauche viele Stereotypen, um mich in meiner Geschlechtzugehörigkeit zu verankern?