Der Aprilscherz in Zeiten von Fake News
Hat der Brauch seine Unschuld verloren? Im Gegenteil: Der Zeitgeist haucht ihm neues Leben ein.

Und? Haben auch Sie mindestens innerlich gelächelt, als Sie gelesen haben, der Böögg werde nun umweltfreundlich über einer Gasflamme geröstet statt auf dem Scheiterhaufen verbrannt? Oder haben Sie es – verflucht nochmal! – sogar geglaubt?
Der heutige 1. April ist der Tag, an dem elfjährige Töchter und die Journalisten Ihres Lieblingsmediums sich dem unseriösen Unernst hingeben.
Der schöne, angeblich uralte Brauch ist jedoch akut bedroht: Kann man, darf man, soll man als seriöses Blatt an diesem Tag noch Fake News verbreiten? Also genau das tun, was den Medien (den sozialen und den anderen) während der 364 anderen Tage vorgeworfen wird?
Nein sagt zum Beispiel die «Süddeutsche Zeitung». Nach unschönen Kontroversen lässt das Blatt die Finger davon. Und ein Journalist in Berlin bekannte moralinsauer: «Aprilscherze gehen mir in Zeiten von Fake News nur noch auf die Nerven.» Den Spass an der Sache verloren hat auch Microsoft. Die Firma soll ihren 135'000 Mitarbeitern völlig ironiefrei geraten haben, auf Aprilscherze zu verzichten. Denn diese könnten «unerwünschte Nachrichtenströme» auslösen.
Allerdings: Es ist ungewiss, ob es sich auch bei dieser Meldung nicht auch um einen Scherz handelt. Denn die Spannung zwischen bitterernsten «Lügenpresse»-Vorwürfen und gesunder Medienskepsis verlangt doch nach humoristischer Entlastung. Etwa bei den Kolleginnen und Kollegen unserer Partnerzeitung «Bund». Sie schrieben, die Berner Regierung habe die Hauptstadtblätter per Medienmitteilung angewiesen, keine Aprilscherze zu verbreiten. Denn das «schwindende Vertrauen in die Medien sollte durch absichtliche Falschmeldungen nicht verstärkt werden».
Wir haben es keinen Augenblick geglaubt. Aber herzlich gelacht.
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Video: Die legendärsten Aprilscherze
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