Wenn das Getreide lebt
Der Bioboom nützt den Grossverteilern und bringt die kleinen Biolädeli in Existenznöte. Warum sie nicht aussterben dürfen.

Der Bioboom frisst seine Kinder – oder besser seine Eltern. Seit Coop und Migros ebenfalls Bioware anbieten, verlieren die klassischen Biolädeli Marktanteile und Umsatz. Das ist schade, denn echte Bioläden bieten viel mehr an als simple Bioware, sie sind ein Gesamterlebnis. Als langjährige Biolädeli-Einkäuferin habe ich den Bioladen-Groove in extensiven Feldstudien studiert. Nachfolgend fünf Kennzeichen des klassischen Biolädeli:
- Das Getreide lebt, es flattert, kreucht und fleucht auch mal gerne.
- Der Geruch: erdig, mit einer Note von Schimmel und Patschuli.
- Im Bioladen-Ökosystem hat eine Servicehaltung aus den Achtzigerjahren überlebt, die unter Denkmalschutz gehört: Der Kunde stört oder kontaminiert zumindest die geheiligte Bio-Atmosphäre. Nicht auszuschliessen ist, dass das Personal gar nicht so empfindet, aber einfach so sehr mit seiner inneren Spiritualität beschäftigt ist, dass es sich nicht wirklich um Kunden kümmern kann.
- Das typische Bioladen-Personal: In der weiblichen Variante sind meistens ausgezehrte, leicht anämische Typen zu finden. Wettgemacht wird dieser freudlose Eindruck durch eine Wolke ätherischen Öls, das bei tiefem Einatmen Betäubungszustände hervorrufen kann. Das männliche Personal wirkt, vermutlich aufgrund heimlichen Fleischkonsums, vitaler, büsst diesen Vorteil aber durch langatmige und pointenlose Beratungen ein.
- Die Preise: Immer wieder ist es eine Überraschung, wenn eine Packung Grüntee, ein Beutel Himalaja-Salz und eine Zahnbürste mit Wildschweinborsten mit sechzig Franken zu Buche schlagen. Das führt zu typischen Reaktionsmustern: Der Puls geht hoch, man beginnt zu schwitzen, rechnet nach und bezahlt dann murrend die Rechnung. Wahrscheinlich lässt sich das unter Bio-Sport abbuchen - oder biologisch abbaubare Sühne.
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