Der Mostbröckli-König von Bogotá
Der Appenzeller Hans Koller hat sich mit fünf Metzgereien in Kolumbiens Hauptstadt ein kleines Fleischimperium aufgebaut. Dabei wurde er selber mehrmals fast geschlachtet.

Als er den Kopf nach links dreht, blickt er in den Lauf eines Revolvers. Und spürt, wie sich die Kugel durch das Fleisch seines Zeigefingers bohrt. Der Schütze steht direkt neben seinem Wagen, die Waffe hält er ins geöffnete Fenster. Es ist warm an diesem Abend in Bogotá. Der nächste Schuss trifft ins Schwarze. Die Kugel schlägt in seiner Stirn ein, genau dort, wo beim Rind das Bolzenschussgerät angesetzt wird. Er sackt zusammen, doch wie eine nervöse Kuh, bei der aufgrund ihrer Unruhe der Schuss nicht exakt platziert werden kann, verliert er das Bewusstsein nur für Sekunden, wird wieder wach und spürt kurz darauf die dritte Kugel in seinem Rücken. Diese schmerzt ihn «wie ein Saucheib», wie er später sagen wird. Das Blut rinnt ihm über Gesicht und Körper. Er stellt sich tot, wie ein erlegtes Tier. Wie die nicht korrekt sedierte Kuh kämpft auch er gegen das Geschlachtetwerden an – doch er ist stärker als das Vieh, er überlebt. Es ist Januar 1963.