Die Romantik geht, die Sehnsucht bleibt
Jede zweite Beziehung startet heute im Netz. Die grösste Aufrissbar der Welt ist zugleich die grösste Datenquelle über das menschliche Begehren. Deshalb fragt die Wissenschaft jetzt: Wie hat das Netz die Liebe verändert?

Am Anfang stand ein Traum: Das Internet versprach, die grösste Hürde auf der Suche nach der wahren Liebe niederzureissen – das Zufallsprinzip von Zeit und Ort. Im Global Village, so die Hoffnung, sollte es viel wahrscheinlicher werden, dass zwei Menschen, die zusammengehören, sich auch treffen. Die Liebe fällt zwar irgendwohin, aber wenigstens hatte man online die Chance, genau dort zu sein. Und niemand würde sich Romeo und Julia in den Weg stellen können: nicht der Vater, für dessen Mädchen kein Mann gut genug sein konnte. Nicht das Milieu oder der Ausbildungsgrad, die früher den Bekanntenkreis und damit den potenziellen Liebesmarkt arg einschränkten. Kurz: Online-Dating-Sites, die in den USA etwa jährlich um 70 Prozent wachsen, versprachen, den Traum vom Seelenverwandten einzulösen. (Lesen Sie auch: «Der Click zum zweiten Glück»)