«Gut oder böse ist für mich nicht relevant»
Der forensische Psychiater Norbert Nedopil über gefühlte Bedrohung, die Seele von Mördern – und die Frage, wann Narzissmus krankhaft wird.

Norbert Nedopil leitete bis September mehr als 20 Jahre die Abteilung für Forensische Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Aufgabe war es, zu beurteilen, ob ein Straftäter psychisch krank ist oder schuldfähig. In seinem Berufsleben begutachtete er Tausende Probanden, darunter einige spektakuläre Fälle: den Maskenmann, der drei Jungen aus einem Schullandheim entführte und ermordete, einen Lkw-Fahrer, der sechs Prostituierte strangulierte, ausserdem Gustl Mollath und Beate Zschäpe. Seine Erfahrungen hat er in einem Buch veröffentlicht, das jetzt bei Goldmann erschienen ist: «Jeder Mensch hat seinen Abgrund. Spurensuche in der Seele von Verbrechern.»