Null Bock auf null Promille
Kein Bier im Zug nach 22 Uhr? Eine Schnapsidee.

Der höchste Biergenuss? Nein, hier soll keine Marke empfohlen, sondern das Augenmerk auf einen unvergleichlichen Moment gelenkt werden: den ersten Schluck nach getanem Tageswerk. Da ist man angenehm durstig, setzt erwartungsvoll das Glas an die Lippen. Schon wird der Mund mit der erfrischenden Flüssigkeit gekühlt, leichte Bitterkeit macht sich am Gaumen breit, dann spürt man das Bier die Speiseröhre runterlaufen . . . Aaah!
Wenn Sie – wie Spitalpersonal, wie Journalistinnen und Lokomotivführer – zu denen gehören, die bis spätabends arbeiten, seien Sie gewarnt: Einmal mehr hat kürzlich Maja Ingold (EVP) via «20 Minuten» gefordert, dass ab 22 Uhr das Trinken von Alkohol in Zügen verboten gehört.
Da muss unsereins auf den Stammtisch klopfen und rufen: «Es langt!» Schon seit Jahren ist der Verkauf von Alkoholika in Schweizer Bahnhofläden ab besagter Stunde verboten. Und in München, ausgerechnet, geht man neu noch einen Schritt weiter – dort untersagt man sogar den Konsum solcher Durstlöscher im Bahnhofsgebäude. Da nützt es wenig, wenn man um 21.58 Uhr noch ein Weizenbier ergattert.
Dass in Litauen der Alkoholgenuss im Parlament geahndet wird oder dass in Katar aus religiösen Gründen eine WM ohne Promillesteigerer ansteht – man kann das knapp noch nachvollziehen. Doch hier bei uns, müssen da Blaukreuzritter wirklich jeden Spass verderben? Inzwischen kann es schon in helvetischen Fussballstadions geschehen – etwa an einem Mittwoch, direkt nach Arbeitsende –, dass ein «Hochrisikospiel» stattfindet und man kein richtiges Bier bekommt. Das Risiko besteht, dass arbeitstätige, ergo durstige Fans um den wunderbaren ersten Schluck gebracht werden.
Es ist verständlich, dass man nach Lösungen sucht, wenn Jugendliche – enthemmt durch zu viel Vergorenes – zum Problem werden. Aber muss dann unsereins darunter leiden, der weiss Gott genug alt ist, um nach drei, vier Gläsern Lagerbier keinen Streit mit dem Kondukteur vom Zaun zu reissen oder in die Ecke zu urinieren? Es ist ein wenig, als wollte man Autos verbieten, weil es damit Unfälle geben kann. Oder Fast Food ächten, weil einzelne Konsumenten infolge des Verzehrs eines Big Mac mit Übergewicht kämpfen.
Wobei . . . Sollte man diese übel riechenden Speisen nicht tatsächlich aus Zug und Tram verbannen? Darauf stossen wir an. Am allerbesten gleich nach getaner Arbeit.
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