Schweizer sind weniger religiös als die meisten anderen Europäer
Nur ein kleiner Teil glaubt zweifelsfrei an Gott und betet regelmässig, wie ein internationaler Vergleich zeigt.

Der Eiserne Vorhang, der einst Europa teilte, mag der Vergangenheit angehören – bei der Einstellung zu Religion gibt es heute noch grosse Unterschiede zwischen Ost und West. Das zeigt eine Auswertung von Umfragen, die das Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center zwischen 2015 und 2017 unter fast
Viele zentral- und osteuropäische Länder verdrängten Religion offiziell aus der Öffentlichkeit, als sie im Einflussbereich der Sowjetunion standen. Aber heute ist Christsein (ob katholisch, protestantisch oder orthodox) für die meisten Menschen, die im ehemaligen Ostblock leben, ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität. Dasselbe trifft auf den Balkan zu.
So bezeichnet beispielsweise mehr als die Hälfte der befragten Griechen und Bosnier Religion als sehr wichtig in ihrem Leben. In Portugal, das mit Abstand den höchsten Wert in Westeuropa aufweist, sind es
Immerhin 29 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer besuchen regelmässig den Gottesdienst, das heisst mindestens einmal monatlich. Damit liegen sie leicht über dem europäischen Durchschnitt. Von den
Die Zurückhaltung beim Beten hängt unmittelbar mit der vielleicht wichtigsten Frage überhaupt zusammen: Glauben Sie an Gott? In der Schweiz können dies nur gerade
In weiten Teilen Ost- und Zentraleuropas ist das Bekenntnis zu Gott zumindest bei einer Mehrheit der Bevölkerung unerschütterlich. Aber auch hier gibt es Länder, in denen der Glaube nicht mehr sakrosankt ist. So bekennt sich nur ein Viertel der Russen und Ungarn zweifelsfrei zu Gott. In Estland und Tschechien sind es sogar nur
Die Tschechische Republik stellt ohnehin die Ausnahme der Regel dar. Einst Teil des Ostblocks ist sie ein sehr konfessionsloses Land geblieben. Heute sagen nur ganz wenige Tschechen, dass das Christentum ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität sei. Zwei Drittel der Menschen glauben nicht einmal an Gott – das ist der höchste Anteil in Europa.
Grundsätzlich gibt es im Westen aber viel mehr Nichtgläubige als in ost- und zentraleuropäischen Ländern. In Schweden, Belgien und den Niederlanden trifft das auf mehr als die Hälfte der Bevölkerung zu, in der Schweiz immerhin auf ein Drittel.
Besonders deutlich zeigt sich der religiöse Graben durch den Kontinent auch bei der Frage nach dem Schicksal. In fast allen ost- und zentraleuropäischen Ländern glaubt eine Mehrheit der Menschen daran, dass der Kurs ihres Lebens weitgehend oder ganz vorbestimmt ist. In Westeuropa ist diese Überzeugung weit weniger verbreitet. Hierzulande glauben lediglich
Spannend ist allerdings, dass trotz alldem noch fast die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer Religion als wesentlichen Bestandteil der nationalen Identität betrachtet.
Ambivalentes Verhältnis
Bei der Frage, ob Religion und Politik getrennt werden sollten, ist die Schweiz sogar das konservativste Land in Westeuropa: Lediglich
Das Verhältnis der Schweizerinnen und Schweizer zur Religion ist also ambivalent: Auf der einen Seite sind Gläubige und aktiv Praktizierende in der Minderheit, und ihr Anteil nimmt immer mehr ab. Andererseits hält weiterhin ein grosser Teil der Bevölkerung an der Religion als eine tragende Säule des Landes fest. Laut Beobachtern hat das mit dem kooperativen Verhältnis zwischen Kirche und Staat sowie dem sozialen Engagement der Kirche zu tun. Eine Rolle könnten aber auch politische Diskussionen rund um den Islam in der Schweiz spielen.
Erstellt: 12.11.2018, 16:19 Uhr
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