«Vergessen werden die Kinder das nie»
Im Thurgau wird gegen einen 13-Jährigen ermittelt, der ein fünfjähriges Mädchen vergewaltigt haben soll. Psychotherapeutin Regula Schwager sagt, was in einem Kind vorgeht, das Opfer einer solchen Gewalttat wurde.
Frau Schwager, im thurgauischen Arbon soll ein 13-jähriger Junge eine Fünfjährige vergewaltigt haben, ihr siebenjähriger Bruder wurde zum Zusehen gezwungen. Was empfinden kleine Kinder, die eine solche Gewalttat erlebten? Das ist für beide Kinder ein unglaublich traumatisches Ereignis und nicht einfach zu bewältigen. Sie können das Geschehene nicht einordnen, verstehen es nicht. Das Mädchen fühlt sich wohl seelisch und körperlich verletzt, ist verwirrt. Opfer von sexueller Gewalt denken kurz nach der Tat immer wieder daran zurück, hören die Geräusche und sehen die Bilder nochmals, haben dieselben Gefühle und Ängste. Sie sind angespannt und nervös, können oft nicht mehr schlafen und essen. Der Bruder wird wohl ähnlich empfinden. Es sind die gängigen Symptome nach einem traumatischen Ereignis, sie zeigen sich bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen.
Beide Kinder wollen laut dem Vater nicht über die Tat sprechen. Wie kann man ihnen trotzdem helfen? Ein traumatisierter Mensch sollte sich nicht immer wieder an das Geschehene erinnern müssen, damit er nicht ständig dieselben Gefühle durchlebt – denn damit wird er jedes Mal wieder neu verletzt. Beide Kinder brauchen jetzt viel Ruhe und Unterstützung. Ihr Alltag muss so normal wie möglich weitergehen, zumindest bis die ersten Wogen sich geglättet haben. Spätestens dann ist es aber sinnvoll, wenn erfahrene Traumatherapeuten für Kinder beigezogen werden.