Wie ermahnt man Ungehobelte?
Eine Stilfrage zu den einfachsten Regeln des Anstands.

Ich bin Mitglied in einem Rotary-Club und daselbst umgeben von Menschen, die für sich in Anspruch nehmen, besonders wichtig zu sein. Dabei bekunden diese oft Mühe mit den einfachsten Anstandsregeln. Beispiel: Begrüssung mit der linken Hand in der Hosentasche, Essen mit dem Ellbogen auf dem Tisch. Wie mache ich diese Freunde höflich darauf aufmerksam?E. W.
Lieber Herr W.
Ihre Frage hat mich grad sehr gerührt. Weil es mich immer rührt, wenn Menschen Bescheid wissen über die Feinheiten des zwischenmenschlichen Umgangs, und bei Männern rührt mich das gleich noch mehr, was zwar komplett meinen emanzipatorischen Grundsätzen widerspricht, diese Unterscheidung, aber trotzdem.
Es klingt nach Männer-Club, Ihr Rotary-Club, lieber Herr W., nur schon wegen dieser linken Hand in der Hosentasche, was bedeutet, dass Sie diesen Ihren Freunden mit einer maskulinen Argumentationsweise kommen müssen. Ansonsten nennen die das Fräulein-Rottenmeier-Zeug und sind stolz auf ihr Pflocktum und zelebrieren das fortan geradezu (klassisches Trotzverhalten, richtig).
Sagen Sie also, dass es der Karriere unbedingt abträglich sei, wenn man etwa das Messer ablecke im Restaurant; diese Tölpelhaftigkeit erfülle das Gegenüber mit Mitleid, weil sie sehr laut «Loser!» schreie. Und dann führen Sie das Killerargument an: Es erhöhe die Chancen beim anderen Geschlecht ungemein, ja, es steigere sie geradezu exponentiell, wenn da einer eine Ahnung habe von Benimmregeln, denn Frauen liebten den Gentleman, dieses unfassbar sexy-männliche Wesen, von dem sie alle träumen, und das keine je sieht.
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