Das offene Cheminée wird zur alten Flamme
Eine Holzfeuerung liefert Wärme, die man förmlich sieht. Doch offene Cheminées werden rar, die Heiztechnik und die Luftreinhaltung sprechen für geschlossene Systeme.
Für den St. Galler Ofenbauer Dani Rutz ist Feuer nicht einfach eine Kalorienquelle, um die Raumluft um ein paar Grad Celsius wärmer zu machen. Rutz baut Feuerstellen um des Feuers willen. Er gibt es zu, seine Cheminées sind Prestigeobjekte: «Früher haben sich manche Leute einen wertvollen Kachelofen geleistet, heute ist es ein Designstück.»
Die Designstücke aus der Schmiede von Dani Rutz sind Einzelstücke, massgefertigt für die Häuser seiner anspruchsvollen Kunden. Und teuer sind sie auch - irgendwo zwischen 20'000 und 100'000 Franken. Der Meister macht sich aber auch viel Mühe, bestimmte Bleche, die seine Handwerker verarbeiten, holt er zum Beispiel extra auf einer Werft in Genua, weil nur dieser Schiffsstahl seinen Wünschen entspricht.
Als Hersteller von Einzelstücken unterliegt Rutz nicht den strengen neuen Vorschriften für die Holzfeuerungen. Aber er spüre doch eine gewisse Verunsicherung der Kunden, weil das offene Cheminée als Luftverschmutzer in Verruf gekommen sei. «Dabei muss man sie nur richtig bauen und richtig heizen, dann gibt es keine Probleme», sagt Rutz.
Faszination des Flackerns
Dass er seinen Kunden an Ort und Stelle vorführt und erklärt, was richtiges Feuern heisst, gehört zu seinem Service. Überliefertes Wissen um die Feinheiten des offenen Feuers kann der Ofenbauer heute bei der Kundschaft nicht mehr unbedingt voraussetzen. Doch die Faszination der lebenden Flammen, das Bild, das Geräusch, der Geruch, das hat sich in die Neuzeit der cool designten Villen gerettet. Genau darum mag Rutz sein Feuer nicht hinter einer Glasscheibe einsperren.
Mit den kostspieligen Schaustücken, deren Heizwirkung sehr beschränkt ist und deren Kochfunktion höchstens ausnahmsweise einmal genutzt wird, steht Cheminéedesigner Dani Rutz weit weg von den Ofenbauern, die in der Holzfeuerung in erster Linie eine ökologisch sinnvolle Heizung sehen und erst in zweiter - aber nicht zu vernachlässigender - Linie einen architektonischen Blickfang. Da ist die Scheibenfrage überhaupt kein Thema: Nur mit einem geschlossenen System kann ein Heizeffekt erreicht werden.
Weg vom offenen Feuer
Im Jahr 1995 loderten in der Schweiz die Feuer noch in fast 53'000 offenen Cheminées, heute sind es nicht einmal mehr 33'000. Umgekehrt hat die Zahl der geschlossenen Cheminées in der gleichen Zeit von 71'000 auf 139'000 zugenommen, die der Cheminéeöfen von 115'000 auf 204'000. Die offene Feuerstelle in der Wohnstube kommt zusehends aus der Mode. Nur beim Holzkochherd war der Einbruch in den letzten Jahren noch massiver, Kochen mit Holz ist noch ein Stück komplizierter als Heizen mit dem offenen Feuer, in ein paar Jahren wird dieses Kunststück wohl trotz dem Trend zum Slowfood ausgestorben sein.
Daran, dass offenes Feuer nicht mehr gern gesehen wird, ist dessen dürftige Energieeffizienz schuld und natürlich die Feinstaubentwicklung. Die Bundesämter für Energie und für Umwelt halten in einem Positionspapier zu dem Thema fest, eine vermehrte Nutzung von Holz als erneuerbaren und einheimischen Energieträger sei zu unterstützen. Das heutige ökologische Potenzial der Schweizer Wälder liesse sich verdoppeln, ohne sie zu übernutzen. Aber dabei müssten auch alle Möglichkeiten zu einer massiven Schadstoffreduktion ausgeschöpft werden, vor allem punkto Feinstaub. Laut einer Abschätzung der Feinstaubemissionen steuerten die offenen Cheminées im Jahr 2004 knapp 1,3 Prozent bei - fast so viel wie die Kehrichtverbrennungsanlagen mit 1,5 Prozent. Insgesamt stammten 18 Prozent des Feinstaubs aus Holzheizungen.
In der Luftreinhalteverordnung schreibt der Bund denn auch seit diesem Jahr vor, dass die Anbieter von Feuerungsanlagen mit einer Konformitätserklärung bestätigen müssen, ihr Produkt sei von einer akkreditierten Prüfstelle nach gültigen Normen geprüft worden und halte die Emissionsgrenzwerte ein. Diese Vorschrift gilt für alle in Serie hergestellten Holzfeuerungen, also auch für industriell produzierte Cheminées.
Geht es nur noch mit Filter?
Handwerklich oder als Einzelstücke gebaute Anlagen müssen nicht von einer akkreditierten Prüfstelle abgenommen werden, aber der Hersteller muss nachweisen, dass er ein anerkanntes Berechnungsprogramm eingesetzt hat oder aber, dass er ein Staubabscheidungssystem einbaut, das mindestens 60 Prozent des Feinstaubs erfassen kann.
An dem Staubabscheider scheiden sich die Geister der Ofenbauer. Der Staubgrenzwert für kleinere Anlagen von 150 Milligramm pro Kubikmeter lasse sich auch ohne Filter erreichen, meinen die einen, ein Elektrofilter sei besser, sagen andere. Spannend wird es aber erst 2012, wenn der Grenzwert auf 50 Milligramm gesenkt wird. Vorläufig ist ein Filtersystem aber nicht obligatorisch, sofern die übrigen Bedingungen für eine Zulassung erfüllt sind.
Wird die Feuerstelle als Teil des Heizsystems benützt, leidet in gewissem Sinne die unmittelbare Präsenz des Feuers. Die Flammen sind bestenfalls hinter Glas zu bewundern, Zuluft und Abluft folgen kontrollierten Wegen. Wer Feuer als rein dekoratives Element einsetzen will, kann aber auf Ersatz zurückgreifen. Es gibt elektrische Cheminées, die das Feuer simulieren. Es gibt auch Cheminées mit echten Flammen, die aber nicht von knorrigem Rebenholz kommen, sondern von einer Brennpaste. Diese Objekte können wie ein Bild an die Wand gehängt werden, sie brauchen keinen Kamin, erzeugen keinen Russ und keinen Geruch. Unecht - aber sauber und lebendig.
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