Legendärer sardischer Bandit festgenommen
Er floh aus Zügen, Kasernen und Hochsicherheitsanstalten – jetzt muss er erneut ins Gefängnis: Der in Sardinien verehrte notorische Bandit Graziano Mesina wurde wegen Drogenhandels festgenommen.

Im Rahmen einer gross angelegten Anti-Drogen-Razzia ist der in Italien als «König der Gefängnisausbrecher» bekannte Graziano Mesina festgenommen worden. Nach Angaben der Polizei stand der 71-jährige Sarde, der mehr als 40 Jahre in Haft verbracht hatte, an der Spitze einer Organisation von Drogendealern, die in mehreren italienischen Regionen tätig war. 30 Personen wurden im Rahmen der Razzia festgenommen.
Mesina, der wegen Entführung und mehrfachen Mordes im Gefängnis war, ist ein Held für die Autonomisten Sardiniens. Seine Fähigkeit, die verschiedensten Situationen zur Flucht zu nutzen, ist legendär geworden. 2004 war er vom damaligen italienischen Präsidenten Carlo Azeglio Ciampi begnadigt worden und war seither frei.
Der «ehrenhafte Bandit», der die Mittelmeerinsel in den 1960er- und 70er Jahren terrorisiert hatte, kam in der Hirtengemeinde Orgosolo zur Welt. Er wurde mit 14 Jahren wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen. Danach begann er eine lange kriminelle Laufbahn. Seine Überfälle wurden international bekannt.
Volksheld auf der Insel
Um ihn entstand ein Mythos, der ihn zum Volkshelden auf Sardinien machte. «König der Berge» wurde er wegen seines Talents genannt, entführte Industrielle und Politiker im steilsten Gebirge der Insel zu verstecken.
Dem auch mit dem Spitznamen «Grazianeddu» bekannten Mesina gelang es, aus Zügen, Kasernen und Hochsicherheitsanstalten auszubrechen.Er genoss bei seinen Landsleuten so viel Ansehen, dass er 1992 aus dem Gefängnis heraus im Entführungsfall Kassam vermittelnd eingreifen konnte.
Die Entführer des siebenjährigen Faruk Kassam, der im Januar 1992 auf Sardinien verschleppt worden war, hatten dem Buben einen Teil eines Ohrs abgeschnitten und an die Eltern geschickt, um die Zahlung von Lösegeld zu erzwingen. Das Kind, Sohn eines Hoteliers an der Costa Smeralda, wurde schliesslich nach sieben Monaten Gefangenschaft befreit.
SDA/rbi
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch