Lesen und klagen in Frankfurt
An der Buchmesse 2011 sah man futuristische Gebäude, gutmütige E-Reader und lesende Isländer – und hörte düstere Schweizer Buchzukunftsprognosen.

Messethemen haben eine kurze Halbwertszeit. Der Deutsche Buchpreis für Eugen Ruge, am Montagabend verliehen, erregte die Gemüter noch anderthalb Tage lang. Dass in der Jury von Anfang an Krach geherrscht habe, dass man sich schliesslich auf einen Kompromisskandidaten geeinigt habe, dass es literarisch anspruchsvollere Kandidaten auf der Shortlist gab: Das wusste schon kurz nach der Preisübergabe im Römer, dem Rathaus, fast jeder. Oder hatte wenigstens eine starke Meinung dazu, dass der Deutsche Buchpreis nun in der Krise stecke: Zwischen dem Anspruch, den «besten Roman des Jahres» auszuzeichnen (so der Börsenvereins-Vorsteher Gottfried Honnefelder) und der Erwartung der Branche auf hohe sechsstellige Verkaufszahlen müsse sich die Jury regelrecht zerreissen, hörte man die Leute sagen.