
Kanye West ist für vieles bekannt: seine Musik, seine Mode, sein messianisches Sendungsbewusstsein – auch für seine Liebeserklärungen an Trump, wirre Tiraden auf Konzertbühnen oder für seine ungeschickten Bemerkungen zur Sklaverei. Wofür er bislang nicht bekannt war, ist psychologischer Durchblick. Doch das könnte sich ändern. Auf der Suche nach Antworten auf die Frage, was mit der amerikanischen Jugend eigentlich los ist, warum sie so verängstigt, deprimiert und den Drogen zugeneigt ist, hat er eine Antwort gefunden. In einer Serie von Tweets problematisierte er den Einfluss sozialer Medien auf die Jugend. Die Gier nach Likes und Klicks sei ungesund, so seine Einsicht. Und er schlug auf Twitter sogar eine Lösung vor.
«Wir sollten die Möglichkeit haben, uns in den sozialen Medien zu engagieren, ohne dass ersichtlich ist, wie viele Follower und Likes wir haben. (...) Das hat einen sehr schlechten Einfluss auf unser Selbstwertgefühl», schrieb er. «Die sozialen Medien können etwas Tolles sein, aber es muss möglich sein, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen für den immensen psychologischen Schaden, den sie anrichten können.»
«Wir haben über die Follower- und Like-Counts nachgedacht und was sie bewirken. Wir wollen das ändern.»
Tatsächlich verhallte Kanyes Ruf nicht ungehört. Einer der angesprochenen Verantwortlichen, Twitter-CEO Jack Dorsey, gab Kanye recht: «Wir haben über die Follower- und Like-Counts nachgedacht und was sie bewirken. Wir wollen das ändern. Was vor zwölf Jahren sinnvoll war, ist es heute nicht mehr unbedingt», schrieb Dorsey an Kanyes Adresse.
So erfreulich diese Absichtsbekundung ist, mit echtem Wandel ist kaum zu rechnen: Schliesslich basiert das Geschäftsmodell sozialer Medien auf der Sucht nach Likes und Followern. Das weiss auch Kanye mit seinen 28 Millionen Followern auf Twitter und seiner Frau Kim Kardashian, der unbestrittenen Königin des Internets. Wollte er wirklich etwas bewirken, sollte er sich vielleicht nächstes Mal einfach an sie wenden. Dank Klicks und Likes ist sie erfolgreicher als jeder Popstar – und wohl auch einflussreicher als Dorsey.
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Likes essen Seele auf
Rapper Kanye West macht sich Sorgen um die psychische Gesundheit Amerikas.