Lindner verabschiedet sich – Döring übernimmt
Nach nach dem Rücktritt ihres Generalsekretärs hat die FDP offenbar bereits einen Nachfolger gefunden: FDP-Schatzmeister Patrick Döring soll den Job von Christian Lindner übernehmen.

Der überraschende Rücktritt von FDP-Generalsekretär Christian Lindner stürzt die Liberalen in eine neue Führungskrise. Lindner hatte am Mittwoch nach zweijähriger Amtszeit das Handtuch geworfen. Parteichef Philipp Rösler wollte mit einer raschen Nachfolgeentscheidung Führungsstärke beweisen und nominierte umgehend den bisherigen FDP-Schatzmeister Patrick Döring als Nachfolger von Lindner. Zuvor hatten erste Liberale Röslers Spitzenposition in Frage gestellt. Er war erst Mitte Mai zum Bundesvorsitzenden der 65'000 Mitglieder zählenden FDP gewählt worden.
Die Opposition reagierte mit Spott und sieht die schwarz-gelbe Koalition im Bund am Ende. «Frau Merkel hat einen Koalitionspartner mit Schwindsucht, das riecht nach Neuwahlen», sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles in Koblenz. Sie rechnete damit, dass Rösler sein Parteiamt noch vor der Wahl in Schleswig-Holstein im Mai 2012 aufgeben wird. Auch die Linke bewertete Lindners Rücktritt als «Anfang vom Ende Philipp Röslers als Chef der FDP». Die Grünen sprachen von einer «schwindsüchtigen» Partei, der Lindner mit seinem Abgang noch einen Fusstritt versetzt habe.
Lindner will «neue Dynamik ermöglichen»
Lindner hatte für seinen Rücktritt keine Gründe genannt. Doch gehen FDP-Kreise von einem Zerwürfnis mit Parteichef Rösler aus. Lindner sagte dazu lediglich: «Es gibt den Moment, in dem man seinen Platz freimachen muss, um eine neue Dynamik zu ermöglichen.» Mit seinem Schritt wolle er es Rösler möglich machen, die Bundestagswahl 2013 «mit einem neuen Generalsekretär und neuen Impulsen vorzubereiten, um die Wahl zu einem Erfolg für die Partei zu machen».
Neuer Generalsekretär wird der bisherige FDP-Schatzmeister Patrick Döring, wie dapd aus Parteikreisen erfuhr. Rösler wollte die Entscheidung noch am Mittwochabend in Berlin bekanntgeben. Offiziell soll der 38-Jährige im April 2012 auf dem Bundesparteitag der FDP in Karlsruhe gewählt werden.
Liberale bangen um ihre Existenz
Die bayerische FDP-Vorsitzende und Bundesvize Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sprach von einem «Schock» für die FDP, den Lindners Rücktritt ausgelöst habe. Sie wolle mit ihren Parteikollegen nun alles dafür tun, dass die Liberalen «aus dem Tal der Tränen» wieder herausfinden. Der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki fügte mit Blick auf die Landtagswahl im Mai im Norden hinzu, der Zustand der FDP sei bereits wie eine Bleiweste. Jetzt bekomme die Landespartei noch «Betonfüsse» dazu, sagte er auf «Phoenix».
Der Sprecher der ostdeutschen FDP-Landesgruppe im Bundestag, Joachim Günther, sieht seine Partei gar in einer Existenzkrise. «Es geht um das Überleben der Partei», sagte er in Plauen. Der Altliberale Gerhart Baum forderte im TV-Sender «Phoenix» eine Neuwahl des gesamten FDP-Präsidiums. Er wertete Lindners Rücktritt als Misstrauensvotum gegen Rösler.
Grosses Reinemachen gefordert
Noch weiter ging das rheinland-pfälzische FDP-Urgestein Hans-Artur Bauckhage. Er forderte ein grosses Reinemachen an der Parteispitze der Freidemokraten. Das gesamte FDP-Präsidium müsse nun auf den Prüfstand und neu gewählt werden, sagte Bauckhage der Nachrichtenagentur dapd. Dazu gehöre auch «die Absetzung» von Aussenminister Guido Westerwelle. Westerwelle sei massgeblich für das Umfragetief der Liberalen verantwortlich.
Seit längerem verharrt die FDP in Umfragen bei drei Prozent und würde so bei Bundestagswahlen den Wiedereinzug ins Parlament verpassen. Auch bei den Führungskräften der deutschen Wirtschaft verliert sie stark an Vertrauen. Nur noch neun Prozent der Manager sympathisieren laut Wirtschaftsmagazins «Capital» mit den Liberalen, vor zweieinhalb Jahren waren das noch 38 Prozent.
dapd/kpn, mrs
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