Linke wollen Merkel stürzen – durch Gauck
Bei der Bundespräsidentenwahl droht eine unheilige Allianz. Obwohl die Parteispitze der Linken den Ex-Stasi-Jäger ablehnt, könnten manche Abgeordnete ihn wählen – falls es zu einem dritten Wahlgang kommt.

Je näher der 30. Juni rückt, desto mehr Szenarien geistern durch die deutsche Presse. Was beispielsweise, wenn der Kandidat von Union und FDP, Christian Wulff, im ersten Wahlgang nicht die erforderliche absolute Mehrheit bekommt? Was dann im zweiten Versuch? Und wie stimmen die Mitglieder der Bundesversammlung ab, wenn in einem dritten Wahlgang eine einfache Mehrheit genügt?
Sogar in der Fraktion der Linken, die mit der bekannten Abgeordneten und Ex-Journalistin Luc Jochimsen eine eigenen Kandidatin ins Rennen schickt, rumort es. Wie Spiegel Online berichtete, ist der ehemalige Beauftragte für die Stasi-Akten, Joachim Gauck, für die Parteispitze zwar «nicht wählbar» – doch die Aussicht auf die Chance, der Bundeskanzlerin eine schwere Niederlage zuzufügen, bringt die Parteienfront laut dem Artikel ins Wanken.
Wird es eine Wahl oder Abwahl?
Fraktionschef Gregor Gysi jedenfalls will den ungeliebten Gauck – ebenso wie Wulff – laut dem Artikel zu einer Vorstellung bei den Abgeordneten der Linken einladen. Immerhin eine kleine Chance für den Kandidaten von SPD und Grünen, die vorgefertigte Ansichten im linken Lager ein wenig aufzuweichen.
Einige wichtige Politiker der Linken äusserten bereits Zustimmung – so wie Bodo Ramelow, Leiter der Fraktion im Landtag von Thüringen, In einem dritten Wahlgang ginge es für ihn, wie Spiegel Online zitiert, «nicht nur um die Frage, ob Wulff Bundespräsident wird. Es geht dann auch um die Frage, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel gescheitert ist».
Derselben Ansicht ist der stellvertretende Chef der Bundestagsfraktion, Dietmar Bartsch. Er hatte laut dem Bericht schon vor Tagen dafür plädiert, Gauck zu wählen – sogar nicht erst im dritten Wahlgang, sondern schon dann, wenn Wulff in einem ersten Urnengang die absolute Mehrheit verfehlen sollte. «Es geht darum, dass über diese Personalentscheidung Schwarz-gelb stürzt», wurde er zitiert.
Wie hoch ist die Dunkelziffer?
Wie viele Abgeordneten der Linken sich bereits mit solchen Gedankenspielen befassen, ist freilich nicht genau zu beziffern. Zwar ist Gysi laut dem Bericht über solche Überlegungen bereits verärgert – doch die betroffenen Abgeordneten die Linken, traditionell ohnehin eigensinnig, dürfte dies kaum anfechten.
Nicht zuletzt mit Blick auf künftige Koalitionen: Am 30. Juni, so zitiert Spiegel Online einen Abgeordneten, «könnten wir im dritten Wahlgang durch unser Abstimmungsverhalten unseren strategischen Horizont erweitern». Will sagen: In den Zukunftsträumen der Linken könnte ein Sturz von Merkel auch den Beginn einer neuen politischen Ära einläuten.
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