Loriot wird 85: Wenn die Nudel an der Lippe klebt
Am 12. November wird Loriot 85 Jahre alt. Aus der Finanzkrise, so meint der begnadete Satiriker, könnte man «einen sehr komischen Film machen».
Es gibt Loriot-Sketche, die begleiten einen ein Leben lang. Zum Beispiel jener, bei dem Loriot während des Rendezvous in einem schönen Restaurant dauernd eine Nudel im Gesicht klebt (Video links). Die Situation ist in ihrer ganzen Absurdität so alltäglich, dass man sich kaum zu lachen getraut.
Überhaupt wirkt Loriots Humor bedächtig und ruhig, seine Sketche haben etwa so viel mit der aktuellen, schrillen Comedy zu tun wie die klassische Musik mit Hardrock. Und doch: Seine Filme und Bilder wirken nur im ersten Augenblick verstaubt – hat man sich an das gemächliche Tempo gewöhnt, so ist ihre komische Wirkung ungebrochen.
«Bescheidene Komik»
Vicco von Bülow, wie Loriot mit bürgerlichem Namen heisst, hat Malerei und Kunstgrafik studiert, ab 1950 war er als Cartoonist für verschiedene Zeitschriften tätig. Schon damals waren die Knollennasenmännchen sein Markenzeichen. Zum Fernsehen kam Loriot 1967, er moderierte in der ARD die Sendung Cartoon. Seine grosse Zeit erlebte er in den 1970er-Jahren, aus dieser Zeit stammen viele seiner berühmt gewordenen Sketche. «Der Astronaut», sein allererster TV-Sketch, bezeichnet er noch heute als sein Lieblingsstück.
Vor zwei Jahren verabschiedete sich Loriot in einer TV-Sendung vom Publikum. Ganz aufgehört zu arbeiten hat er aber nicht. Noch immer zeichnet er – und hat auch viele Ideen für neue Filme. Die Finanzkrise würde sich zum Beispiel hervorragend für einen komischen Film eignen, wie er in einem Interview mit der «Zeit» ausführt: «Wenn man einen Film konstruieren würde, in dem Herren ernsthaft über Bargeld reden und was zu tun sei, um weiter Milliardär zu sein, und schliesslich als Rumpelstilzchen ende, könnte daraus ein Film mit bescheidener Komik entstehen.»
«Bescheidene Komik» – das passt zu Loriot. Eine Beischeidenheit, die so unzeitgemäss und deshalb so herausragend ist.
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