Lungenklinik-Präsident profitiert von Tabakaufträgen
Daniel Heller, der Verwaltungsratspräsident der Lungenklinik Barmelweid, vertritt als einer von acht Partnern einer Lobbying-Agentur die Interessen von Tabakkonzernen.

Daniel Heller ist seit 2001 Verwaltungsratspräsident der Lungenklinik Barmelweid. Hauptberuflich arbeitet Heller als Lobbyist für die grösste Schweizer Kommunikations- und Lobbying-Agentur Farner.
Diese nimmt auch Aufträge aus der Tabakindustrie an, berichtet die «Nordwestschweiz» und listet Mandate aus der Tabakbranche auf, die Farner von der Schweiz aus betreut. Zum Beispiel des weltgrössten Zigarettenherstellers Philip Morris, des deutschen Zigarrenproduzenten Dannemann und der Dominikanischen Republik. Das Land klagte zusammen mit anderen Staaten bei der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf gegen die Tabakpräventionspolitik von Australien, nachdem die Regierung in Canberra verfügt hatte, dass auf Zigarettenpackungen nur noch Warnhinweise und der Name der Marke, aber kein Logo abgedruckt werden dürfe.
Für Daniel Heller, bis Sommer 2014 Aargauer FDP-Grossrat und Fraktionspräsident, besteht kein Interessenkonflikt mit seinem Amt als Barmelweid-Verwaltungsratspräsident. Der «Nordwestschweiz» erklärte Heller, dass er nicht direkt in die Mandate involviert sei.
Auf die Feststellung der «Nordwestschweiz», dass er als Mitinhaber am Gewinn von Farner beteiligt sei und über die Ausrichtung der Agentur mitentscheide, erwidert er: «Wenn das Ihre Definition eines Interessenkonflikts ist, dann dürften Sie wohl auch nicht als Journalist tätig sein, denn die Verlage, die Ihr Salär bezahlen, nehmen Geld von Inserenten.»
Jugendschutz als Vorwand
Und doch äusserte sich Heller öffentlich gegen neue Werbevorschriften für Zigaretten. Zur Diskussion um zusätzliche Tabakwerbevorschriften erklärt er auf seiner Website: «Wenn einige Jugendliche zu viel rauchen, verbietet man unter dem Vorwand des Jugendschutzes flächendeckend Werbung für Tabakwaren. Man bestraft alle erwachsenen Konsumenten, die legal dem Rauchen frönen, und die Wirtschaft, welche ein an sich legales Produkt nicht mehr bewerben darf.» Gegenüber der «Nordwestschweiz» bestätigt Heller, er finde, dass es neben dem Verbot für Radio- und TV-Werbung keine weiteren Werbeeinschränkungen brauche. «Die heutigen Regeln reichen aus.»
Nur die wenigsten Ärzte, Pfleger und Patienten der Barmelweid-Klinik wüssten Bescheid über Hellers Nähe zur Tabakindustrie. Und diejenigen, die etwas dazu zu sagen haben, wollen anonym bleiben. Die Zeitung zitiert ein Vorstandsmitglied: «Moralisch ist das nicht vertretbar. Natürlich besteht hier ein Interessenkonflikt.»
Schizophrene Haltung und pervers
Deutlichere Worte an die Adresse Hellers fand dafür die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention, der Dachorganisation zur Förderung des Nichtrauchens in der Schweiz, Verena El Fehri: «Die Haltung von Herrn Heller ist schizophren. Wie kann man Präsident einer Klinik sein, die hauptsächlich Menschen mit Lungen- und Herzkreislauferkrankungen behandelt, und gleichzeitig den Hauptrisikofaktor Tabak verharmlosen?» El Fehri fordert den Verwaltungsrat der Barmelweid auf, eine Richtlinie einzuführen, die regle, welche Tätigkeiten mit dem Präsidium vereinbar seien: «Eine Art Kodex wäre sicher angebracht.»
Und auch Reto Wiesli, politischer Berater von zahlreichen Gesundheitsorganisationen, unter anderem der Krebsliga, übt scharfe Kritik. Die Ausgaben der Tabakkonzerne für PR, Sponsoring, Lobbying und Marketing in der Schweiz belaufen sich laut Wiesli auf ungefähr 120 Millionen Franken jährlich: «Für ein tödliches Produkt, das ein ähnlich hohes Suchtpotenzial wie Heroin aufweist. Aus dieser Optik ist es schon ein wenig pervers, wenn man gleichzeitig im Verwaltungsrat einer Klinik sitzt, die die Opfer des Tabakkonsums behandelt.»
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