Abstimmung Stadt Zürich: TagesschuleStadt sagt Ja zur 126-Millionen-Tagesschule
Längere Betreuungszeiten, günstigerer Zmittag: Die Stimmbevölkerung will eine flächendeckende Tagesschule und entscheidet sich für die teurere Gemeinderatsvariante.
Hier finden Sie die Übersicht zu allen städtischen und kantonalen Vorlagen.
Die Stimmberechtigten haben sich deutlich für die Einführung der flächendeckenden Tagesschule ausgesprochen. 80,8 Prozent stimmten dafür. Mit 58'809 zu 38'444 Stimmen haben sie zudem die teurere Variante des Gemeinderats angenommen.
Somit gibt Zürich jährlich 126 Millionen Franken für die Tagesschule aus. Nur 75 Millionen pro Jahr hatte der Stadtrat vorgeschlagen. Der Unterschied der beiden Vorschläge basiert auf höheren Betreuungskosten, längeren Betreuungszeiten und tieferen Beiträgen der Eltern an das Essen.
Den Antrag des Stadtrats lehnte das Stimmvolk mit 51'829 zu 50'942 Stimmen knapp ab. Den Antrag des Gemeinderats nahmen hingegen 67 Prozent der Stimmberechtigten an. Der Stichentscheid fiel entsprechend deutlich mit 60 Prozent zugunsten der teureren Variante aus. Die Stimmbeteiligung lag bei 47 Prozent.
Parteien mehrheitlich dafür
Die SVP stellte sich als einzige Partei grundsätzlich gegen die flächendeckende Einführung der Tagesschule. Bei der Variantenabstimmung wählte sie die Stadtrats-Version. FDP und Mitte lehnten die teurere Variante ebenfalls ab.
Die linken Parteien im Gemeinderat sowie die EVP hatten die teurere Variante durchgesetzt. Die GLP stellte sich hinter beide Varianten, im Stichentscheid sprach sie sich aber auch für die Gemeinderats-Variante aus.
Bisher war die Tagesschule in 30 Stadtzürcher Schulen eingeführt worden. Bis 2030 soll sie in allen Schulhäusern gelten. Zürich ist die erste Stadt in der Schweiz, die dieses Modell flächendeckend einführt. Es soll den Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. (sda)
Nun sind die Resultate aus allen Wahlkreisen da. Ausnahmslos alle Wahlkreise befürworten die Variante des Gemeinderates. Die Zustimmung liegt bei knapp 67 Prozent. Das heisst: Künftig wird die Stadt Zürich jährlich 126 Millionen Franken in die Tagesschule investieren.
Für die Gemeinderats-Variante spricht sich auch der Kreis 11 mit den Quartieren Oerlikon, Seebach und Affoltern aus. Gut 58 Prozent der Stimmenden geben der überarbeiteten Variante den Vorzug.
Alle bisher ausgezählten Wahlkreise sprechen sich für die Gemeinderats-Variante aus.
Neben den Kreisen 3, 9 und 12 sagen auch der Wahlkreis 4 und 5 sowie der Kreis 6 in der Stichfrage Ja zur Variante des Gemeinderats. Sie bietet Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder semesterweise von einem der Mittag in der Tagesschule abzumelden.
Altstetten und Albisrieden sagen ebenfalls Ja zur Gemeinderatsvariante. Knapp 62 Prozent der Stimmen entfallen auf die Variante mit mehr finanziellen Mitteln für die Mittagsbetreuung.
Ein überraschend deutliches Ja zur Gemeinderatsvariante kommt aus dem Kreis 12. Der traditionell eher bürgerliche Kreis bevorzugt mit 60 Prozent der Stimmen die erweiterte Variante des Parlaments.
Auch die Kreise 7 und 8 sprechen sich für die Tagesschule aus. Knapp 82 Prozent sagen Ja zur Einführung. Auch im traditionell bürgerlichen Wahlkreis scheint das Schulmodell auf Anklang zu stossen.
Welche Variante sich in diesem Wahlkreis durchsetzt, ist noch unklar.
Klar für die Einführung der Tagesschule sind auch die Kreise 6 und 10. Der Ja- Stimmen-Anteil liegt bei 83 beziehungsweise 81 Prozent.
Die Zustimmung zum neuen Schulmodell ist damit leicht höher als bei der ersten Abstimmung 2018. Ausschlaggebend dürfte auch sein, dass das Modell bereits an verschiedenen Schulen in den beiden Kreisen erprobt wird.
Der Kreis 3 spricht sich bei den beiden Varianten zur Tagesschule für jene des Gemeinderates aus. Die eher linke Stimmbevölkerung aus Wiedikon sagt mit knapp 73 Prozent der Stimmen Ja zur erweiterten Vorlage des Gemeinderates für jährlich 126 Millionen Franken.
Nun darf man gespannt sein, welcher Variante eher bürgerliche Kreise den Vorzug geben.
Auch die beiden Stadtkreise 3 und 11 sagen deutlich Ja zur Einführung der Tagesschule.
Wiedikon befürwortet das Schulmodell mit knapp 83 Prozent der Stimmen. Mit Oerlikon, Seebach und Affoltern der grösste Zürcher Stimm- und Wahlkreis 11 stimmt der Einführung mit knapp 77 Prozent der Stimmen zu.
Der Kreis 12 sagt mit gut 72 Prozent Ja zur Gemeindeordnung für die definitive Einführung der Tagesschule.
Damit liegt die Zustimmung höher als bei der ersten Abstimmung zum Thema 2018. Damals sagten in Schwamendingen gut 69 Prozent Ja zur Tagesschule.
Das Resultat zur bevorzugten Variante steht noch aus.
Erste Resultate zu den städtischen Abstimmungen werden frühestens ab 14 Uhr erwartet.
Wird die flächendeckende Tagesschule definitiv eingeführt, wird die Stadt Zürich zur Vorreiterin in Sachen Tagesschule. Anders als etwas in skandinavischen Ländern kennt keine andere Schweizer Stadt ein ähnliches Modell über alle Schulstufen. Zum Vergleich
Die Tagesschule soll Eltern ermöglichen, Familie und Erwerbsleben besser miteinander zu vereinbaren. Dieses Ziel scheint sich auch volkswirtschaftlich auszuzahlen. Eine Erhebung unter Eltern der 18 ersten Pilotschulen hat gezeigt hat, dass Eltern im Schnitt ihre Pensen um 20 Prozent erhöht haben. Damit die Mehrausgaben für die Tagesschule durch die zusätzlichen Steuereinnnahmen gedeckt wären, muss mindestens ein Fünftel der Eltern das Pensum um 20 Prozent erhöhen.

Eltern aller Einkommensschichten profitieren finanziell von der Einführung der Tagesschule. Zu den Kostenbeispielen
Die Grundsatzverordnung und damit die definitive Einführung der Tagesschule ist relativ unbestritten. Bis auf die SVP befürworten alle Parteien diese Vorlage.
Bei der Ausgestaltung zeigt sich ein klarer Rechts-links-Graben. FDP, SVP und Die Mitte machen sich für die Variante des Stadtrates und von Schulvorsteher Filippo Leutenegger stark. Sie schimpfen die Vorlage des Gemeinderates eine Luxusvariante. Zum Interview
SP, Grüne, AL, und EVP treten für die Variante des Gemeinderates ein. Die GLP unterstützt beide Varianten, in der Stichfrage gibt sie aber der Gemeinderatsvorlage den Vorzug.
Die Zürcher Schulpflege hat sich ebenfalls für beide Varianten ausgesprochen, bevorzugt aber das Gemeinderatsmodell. Zum Leitartikel
Im Juni 2018 hat die Stadtbevölkerung der zweiten Pilotphase der Tagesschule mit 77 Prozent der Stimmen zugestimmt.
Am 25. September stimmt die Stadt Zürich über die Grundsatzverordnung zur Einführung der flächendeckenden freiwilligen Tagesschule ab. Damit verbringen bis 2030 alle Kinder der Volksschule ab dem dem zweiten Kindergarten jene Mittage in der Schule, an denen sie auch Nachmittagsunterricht haben. Eltern, die das nicht wollen, können ihre Kinder von der Tagesschule abmelden. Das Schulmodell wird seit 2016 in 30 Schulen erprobt. Zur Reportage
Zusätzlich wählt das Stimmvolk zwischen zwei Varianten der Tagesschule. Jene des Stadtrates kostet 75 Millionen Franken jährlich, die erweiterte Variante des Gemeinderates 126 Millionen Franken. Die Mehrkosten entstehen durch längere Blockzeiten, zusätzliche finanzielle Mittel für die Mittagsbetreuung und einen tieferen Mittagstarif für Eltern. Zum Artikel mit den wichtigsten Fragen und Antworten
Welche der beiden Varianten eingeführt wird, entscheidet die Stichfrage.
In Kraft tritt das neue Tagesschulmodell im August 2023.
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