Luxusferien in Tibet
China treibt die wirtschaftliche Modernisierung des einst abgeschotteten Hochlandes mit grosser Geschwindigkeit voran. Jetzt ziehen die ersten internationalen Luxushotelketten nach Lhasa.

Seit regelmässig Flugzeuge zwischen den chinesischen Grossstädten und der tibetischen Hauptstadt Lhasa verkehren und ein Zug modernster Bauweise die Nachbarprovinz Qinghai mit Lhasa verbindet, ist die Zahl der Touristen in Tibet regelrecht explodiert.
In den ersten neun Monaten dieses Jahres haben 5,8 Millionen zumeist chinesische Besucher das einst abgeschlossene Land aufgesucht, wie der britische «Independent» berichtet. Das entspricht einem Anstieg von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Hotelindustrie ist nun auf den Zug aufgesprungen. Das amerikanische Luxushotel St. Regis Lhasa Resort wird ab dem 15. November auf einer Fläche von 32'000 Quadratmeter seine Tore öffnen.
«Entdecken Sie den Potala-Palast und Norbulingka, beides Stätten des Unesco-Weltkulturerbes, sowie den Jokhang-Tempel – alles von unserem Resort in wenigen Minuten zu erreichen», heisst es auf der deutschsprachigen Website des Hotels. Mindestens 265 Franken kostet die Nacht. St. Regis wird nicht lange seine Monopolstellung behalten können. Die Luxushotelketten Intercontinental und Shangri-La werden 2012 ihre eigenen Ableger eröffnen.
Die Ängste der Tibeter
Die Modernisierung Chinas hat endgültig das einst abgeschottete Tibet erreicht, das 1950 auf Anordnung von Mao Zedong von China besetzt und als Provinz eingegliedert wurde. Die derzeitige Entwicklung bereitet vielen Tibetern Sorgen. Denn vom wirtschaftlichen Aufschwung in der Region profitieren zumeist die Han-Chinesen, die sich in Lhasa niedergelassen haben.
Zudem fürchten viele Tibeter durch den Tourismus und die Ansiedlung von Han-Chinesen um den Verlust der eigenen Kultur in ihrer Heimat. Zum Ausdruck kamen diese Ängste im März 2008, als es ein paar Monate vor den Olympischen Spielen in Peking zu heftigen Auseinandersetzungen kam. Mindestens 22 Han-Chinesen verloren ihre Leben, zahlreiche Tibeter wurden verhaftet und mundtot gemacht. Tibet wurde für ein paar Monate für jegliche Journalisten zur Sperrzone.
Modernisierung hält an
Zwei Jahre danach treibt Peking die Modernisierung ihrer Grenzprovinz im Westen unverdrossen weiter voran. «Luxushotels werden in Tibet den Tourismus weiter fördern», zeigt sich Wang Songping von der tibetischen Tourismusbehörde gegenüber der chinesischen Nachrichtenagentur «Xinhua» zuversichtlich.
Peking vertritt die Ansicht, dass die Volksbefreiungsarmee dem buddhistischen Feudalsystem ein Ende bereitet und damit den Weg zur Modernisierung des verarmten Landes frei gemacht hat. Mit riesigen Investitionsprogrammen soll Tibet auf das wirtschaftliche Niveau des restlichen Chinas gebracht werden.
Das St. Regis Hotel hält sich derweil in politischen Fragen zurück. Auf seiner Website verspricht es dafür: «Unser St. Regis Butler wird sich um Ihre Bedürfnisse kümmern, um Ihnen einen unvergesslichen Aufenthalt zu bereiten.»
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