Machtkampf im Militärdepartement
Viola Amherd ortet bei einem hohen Luftwaffenoffizier «Verbandelungen». Nun lässt sie alle Offiziere überprüfen.

Plötzlich sieht Verteidigungsministerin Viola Amherd doch einen Interessenkonflikt zwischen dem zivilen Job von Christian Trottmann und seiner militärischen Funktion als Offizier der Luftwaffe. Seit Dezember arbeitet der Oberstleutnant als Lobbyist für den Kampfflugzeugbauer Saab. In den Diensten des schwedischen Konzerns soll er sich dafür einsetzen, dass die Schweiz die von Saab gebauten Kampfjets Gripen kauft. Saab winken Milliarden.
Bei der Luftwaffe ist Trottmann Kommunikationschef. Die Doppelrolle sorgte für scharfe Kritik. Im VBS sah man indes bislang keinen Handlungsbedarf: «Als Milizoffizier wird er, wie das im Milizsystem üblich ist, weiterhin Dienst bei der Luftwaffe leisten», hat Amherds Kommunikationschef Renato Kalbermatten Ende Januar noch mitgeteilt.
Nun hat die Verteidigungsministerin die Brisanz der Angelegenheit erkannt. Ihr Sprecher Kalbermatten sagt jetzt: «Im Hinblick auf die anstehende Kampfjetbeschaffung will das VBS keine solche Verbandelungen.»
Recherchen zeigen: Amherd hat zwar bezüglich Trottmann noch keinen definitiven Entscheid gefällt. Sie nimmt aber den Fall zum Anlass, die Truppen nun gleich systematisch auf solche Verbandelungen zu durchleuchten. Sie befahl den Kommandanten, ihr Listen mit allen Armeekadern mit heiklen Doppelrollen abzuliefern. Sobald sie die Rückmeldungen hat, will sie einen Grundsatzentscheid fällen. Christian Trottmann hatte wegen des Saab-Mandats schon seinen Job als Sprecher der Patrouille Suisse aufgeben müssen.
Überschneidungen gehörenzur Natur einer Milizarmee
Dass die neue Verteidigungsministerin nun durchgreift, provoziert Kommandanten auf höchster Führungsebene. Sie klagen, dass man keine fähigen Milizoffiziere mehr finde, wenn alle heiklen Doppelrollen in der Armee ausgemerzt werden. Es liege in der Natur einer Milizarmee, dass es zu Überschneidungen zwischen Beruf und militärischer Funktion komme. Ein Kommandant nennt als Beispiel die Soldaten in der Cyberabwehr. Dort gebe es noch viel heiklere Doppelrollen als bei Trottmann. Lasse man dies nicht mehr zu, finde man in diesem Bereich schlicht keine Spezialisten mehr.
Bei der Luftwaffe fände man es unverständlich, wenn Trottmann in den nächsten Tagen tatsächlich in eine andere Truppe versetzt oder gar ausgemustert würde, wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren ist. Trottmann habe in seiner Funktion als Kommunikationschef bei der Luftwaffe schlicht nichts zu tun mit der Beschaffung der Kampfjets, heisst es dort. Auch Trottmann selber möchte offenbar bleiben. Er will sich zu seinem Fall allerdings nicht äussern. Die an ihn gerichteten Fragen beantwortet sein militärischer Vorgesetzter, Divisionär Bernhard Müller, Kommandant der Luftwaffe, per Mail in zwei nüchternen, aber vielsagenden Sätzen: «Wie Sie schon wissen, findet aktuell in der Armee eine Auslegeordnung statt», schreibt der Divisionär. Ein Entscheid im Fall Trottmann sei «nicht vor einer Woche zu erwarten». Weiter will sich auch der Luftwaffenchef nicht äussern.
Nationalrat und Pilot Hurter nimmt Amherd in Schutz
Politiker unterstützten hingegen Amherds Vorgehen. So lobt der ehemalige Kampfjetpilot und heutige SVP-Nationalrat Thomas Hurter Amherds Durchgreifen ausdrücklich. Es liege zwar in der Natur des Milizsystems, dass Armeeangehörige Funktionen haben, die sich mit ihrem Beruf überschneiden. Doch die Kampfjetbeschaffung sei ein «sehr heikles» Geschäft. «Leute, die hier eine wichtige Stellung haben, dürfen keine Doppelrolle haben, sonst besteht die Gefahr, dass die Fliegerbeschaffung Schiffbruch erleidet.»
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