Mafia spielt mit Feuer – und Italien brennt
Schwere Waldbrände suchen Italien heim und beeinträchtigen die Ferien von Gästen. Die Feuer haben auch mit organisierter Kriminalität zu tun.
In Italien toben schwere Waldbrände. Betroffen ist vor allem die südliche Toskana. Zwei Campingplätze in der eleganten Badeortschaft Capalbio wurden wegen den Flammen am Sonntagnachmittag vorsichtshalber evakuiert.
Feuer zerstörte auch Wälder in der Provinz Siena und auf der Insel Elba. Die süditalienische Region Kampanien mit der Hauptstadt Neapel kämpft ebenfalls weiterhin gegen das Feuer. Drei Canair-Flugzeuge waren im Einsatz, um die Brände unweit des Vesuvs zu löschen.
Umweltminister ist gefordert
Zu einer Entlastung kam es durch Regenfälle in der süditalienischen Region Kalabrien. Hier verursachten heftige Niederschläge Überschwemmungen. Brände wurden auch bei Paestum gemeldet. Sie bedrohten jedoch nicht die bekannten griechischen Tempel.
Die schweren Brände, die seit Tagen Italien unter Druck halten, beschäftigen jetzt auch die Politik. Oppositionsparlamentarier riefen Umweltminister Gian Luca Galletti auf, im Parlament über die Strategie der Regierung zum Wälderschutz vor Bränden zu berichten.
Die Forderung von Umweltverbänden
Der Umweltschutzverband WWF erklärte: «Die Brände setzen das Leben von Tausenden Einwohnern und Touristen aufs Spiel.» Laut Zivilschutz sind die Anfragen nach Löschflugzeugen derzeit so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Damals im Jahr 2007 erlebte Italien in puncto Waldbrände sein «annus horribilis».
«Sizilien brennt, und wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird, bleibt nur Asche», warnte jetzt der Generalsekretär des Konsumentenschutzverbandes Codacons, Francesco Tanasi. Ein Grossteil des Landes leidet an einer extremen Hitzewelle und Trockenheit, in manchen Gegenden hat es seit Monaten nicht mehr geregnet.
Die sogenannte Öko-Verbrecher
Aber: «Es ist nicht nur die Schuld des Klimas. Hinter den Bränden steckt vor allem die Hand der Öko-Mafia und der Pyromanen», heisst es in einem Bericht von Legambiente. Unter Öko-Mafia versteht man in Italien Organisationen, die Umweltverbrechen begehen. Dazu gehört auch die illegale Müllentsorgung.
«Italien brennt jeden Sommer. Es brennt wegen der kriminellen Energie des Menschen, mafiös oder nicht mafiös, um die eigenen schmutzigen Interessen zu verfolgen», schreibt Legambiente. Auch hinkten die Regionen, die nun besonders betroffen sind, bei der Umsetzung ihrer Notfallpläne hinterher.
Mafia verbrennt Müll
Bestes Beispiel sind die Feuer am Vesuv. Die Bilder von dem eigentlich ruhenden Vulkan erinnerten an einen Ausbruch. Der Rauch war sogar aus dem All zu sehen. Am Fusse des Vulkans klagen Anwohner über illegalen Abfall, der dort seit Jahren abgelegt werde und über möglicherweise giftigen Rauch durch die Feuer.
«Der Vesuv ist in den letzten Jahren eine riesengrosse Müllkippe geworden», sagte der Autor Roberto Saviano, der sich mit dem Mafia-Buch «Gomorrha» über die Machenschaften der Camorra weltweit einen Ruf gemacht hat. Die Feuer würden nicht nur gelegt, um Müll verschwinden zu lassen, sondern auch um Platz für neue Müllkippen zu schaffen.
Andernorts ginge es um Immobilienspekulation, so Saviano. Wenn ein Grundstück verbrannt sei, würde es per Gesetz für 15 Jahre blockiert – entweder zahle man also vorab mafiösen Clans Geld oder sie verbrennen das Grundstück, um eine Baugenehmigung zu verhindern. «Wie immer weiss die Politik darauf keine Antwort zu geben.» Das alles habe nichts mit psychisch kranken Brandstiftern zu tun.
SDA/fal
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