«Man soll endlich aufhören, uns wie den Alkoholiker der Familie zu behandeln»
Die UDC, wie die SVP in der Romandie heisst, hat ihren letzten kantonalen Regierungssitz verloren. Nach dem Wundenlecken kommt nun die Suche nach den Schuldigen.

Der Kanton Waadt erlebte am letzten Sonntag einen historischen Wahlgang. Ausser einem anderthalbjährigen Intermezzo 1996–98 hatten immer rechte Parteien das Zepter in der Hand. Nun müssen sie es voraussichtlich für fünf Jahre der Linken übergeben.
SVP-Kandidat Claude-Alain Voiblet konnte nicht genügend Waadtländerinnen und Waadtländer überzeugen. Der kantonale SVP-Generalsekretär erhielt trotz Unterstützung der FDP nur 62'480 Stimmen. Damit lag er deutlich hinter der bisherigen Regierungsrätin Anne-Catherine Lyon (SP), die mit 70'165 Stimmen die Wahl noch schaffte.
Die FDP ist damit die einzige bürgerliche Kraft in der siebenköpfigen Regierung. Sie wird drei Ressorts besetzen, gleich viele wie die SP. Auf dem siebten Sitz nimmt eine Grüne Platz. Und das obschon den Bürgerlichen für ihre Kampagne erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung standen. SVP und FDP beschuldigen sich nun gegenseitig wegen der Wahlschlappe.
Freysinger sieht Arroganz der FDP
Der Walliser SVPler Oskar Freysinger wirft den Freisinnig-Liberalen (PLR) in der «Tribune de Genève» Arroganz vor. «Man soll endlich aufhören, uns wie den Alkoholiker der Familie zu behandeln, mit dem man nichts zu tun haben will und den man versteckt.»
Dabei kritisiert Freysinger ein grundsätzliches Malaise in den Beziehungen der UDC und der PLR in den französischsprachigen Kantonen. In Freiburg, Neuenburg und im Wallis stehen sich die Parteien feindlich gegenüber. In Genf, wo die UDC die rechtspopulistische Bewegung MCG von Eric Stauffer unterstützt, sowieso. Die Kooperation im Kanton Waadt war in diesem Umfeld bisher die Ausnahme.
Ruey beklagt Nähe zur Zürcher SVP
Bei der FDP sieht man verschiedene Gründe für das Scheitern der SVP. Der altgediente Waadtländer Liberale Claude Ruey spielt im Interview mit «Le Temps» auf die «Salonfähigkeit» von Claude-Alain Voiblet an. Man hätte sich bei der kantonalen SVP klarer von den «Zürcher Strippenziehern und Meinungsmanipulatoren» distanzieren sollen.
In gewissem Sinne sei auch der Erfolg der FDP schuld, deren drei Regierungsräte schon im ersten Wahlgang bestätigt wurden. Viele Anhänger der Freisinnigen sahen wohl keine Veranlassung mehr, sich für die zweite Runde an die Urnen zu bemühen.
Parmelin hätte das Rennen machen können
Im Gegensatz zu den Regierungsratswahlen war die SVP bei den Kantonsratswahlen vom 11. März recht erfolgreich. Sie konnte 27 der 150 Sitze besetzen. «Niemand bestreitet, dass der SVP aufgrund ihrer Parteistärke ein oder sogar mehrere Sitze in der Regierung zustehen.
Die Partei hätte mit einem Kandidaten wie Guy Parmelin vielleicht den Sitz zurückerobern können», sagte Politologe René Knüsel bereits kurz nach der Wahl. Aber der Weinbauer, Nationalrat und frühere Kantonalpräsident wollte nicht kandidieren.
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