Marge runter und selber bauen
In der Schweiz breitet sich die Idee eines 29-Jährigen aus Spiez aus: Solaranlagen werden dank Eigenbaus erschwinglich gemacht.

Jetzt, da seine Idee vor dem Durchbruch steht und sich in der Schweiz Gruppen nach seinem Prinzip zusammenschliessen, jetzt will Syril Eberhart erst mal auf Weltreise. Reisen will er ohne Flugzeug. Die Umwelt ist ihm wichtig.
Der 29-Jährige aus Spiez hat in den letzten vier Jahren ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen aus dem Boden gestampft: die Energiewende-Genossenschaft (EWG). Das Unternehmen installiert Solaranlagen. Bis jetzt sind es 160, jede Woche kommt durchschnittlich eine weitere dazu. Das Unternehmen funktioniert nach dem Milizsystem. Die Leute, welche die Solarpanels montieren, tun dies in der Freizeit und helfen sich gegenseitig.
Beaufsichtigt und instruiert werden sie von einem ausgebildeten Solarplaner, der von der EWG gestellt wird. Damit alles fair abläuft, gibt es für die Selbstbauer ein Zeitverrechnungssystem. So viele Stunden, wie ihnen andere beim Bau der eigenen Anlage helfen, helfen sie später bei anderen Anlagen.
Auf dem Dach von Stefan und Marion Meiers Wohnhaus in Rubigen BE herrscht Hochbetrieb. Stefan Meier, der für das Bundesamt für Umwelt arbeitet, hat freigenommen und hantiert mit einem Akkuschrauber. Niels Mahler, der die Anlage geplant hat und Geschäftsführer der EWG ist, gibt Anweisungen. Zwei Selbstbauer, deren Solaranlagen bereits Strom liefern, tragen ein Panel über Meiers Dach. Der eine muss 29 Stunden abarbeiten, der andere 80. Beide loben das Modell. Die Arbeit sei lehrreich. Man vergleiche die Leistung der Solaranlagen und gebe sich Tipps, wie man möglichst viel Strom von der eigenen Anlage beziehen könne. Und: Die Anlagen seien durch den Eigenbau billiger als bei anderen Anbietern.
5 statt 20 Prozent Marge
Eine Anlage mit einer Spitzenleistung von 10 Kilowatt koste den Hauseigentümer bei der EWG um die 10'000 Franken, sagt Syril Eberhart. Bei anderen Anbietern seien es 18'000 bis 20'000 Franken. Bei beiden Varianten sind die Subventionen eingerechnet. Ohne diese wären die Beträge rund 6000 Franken höher. Dass die Preise tiefer sind, liege an der tieferen Marge, sagt Eberhart. Er schlage 5 Prozent auf die Einkaufspreise. Bei anderen Installateuren seien es 20 bis 30 Prozent.
Die Panels stammen zu einem grossen Teil von chinesischen Herstellern. Bei einigen Kunden wurden auch schon Panels des Thuner Unternehmens Meyer Burger verwendet. «Aber meistens entscheiden sich die Kunden für die chinesischen Produkte, wenn sie den Preisunterschied sehen», sagt Eberhart.
Wie kam Eberhart, der bei der Firmengründung erst 25-jährig war, zu seiner Geschäftsidee? Er half damals ehrenamtlich bei Spiez Solar mit, einer Organisation zur Förderung der Solarkraft. Er führte Erstberatungen bei interessierten Hauseigentümern durch und rechnete ihnen vor, was eine Solaranlage kostet. «Ich hörte sehr oft: ‹Das ist uns zu teuer. Das können wir uns nicht leisten›», sagt Eberhart. Da habe er sich gedacht, dass man daran etwas ändern müsste. Als Test hatte er auf dem Dach seiner Eltern im Eigenbau eine Solaranlage installiert. Es folgten weitere Anfragen. Also gründete er die EWG und installierte acht weitere Anlagen.
An einer Informationsveranstaltung in Spiez stellte er sein Projekt vor und erhielt tags darauf 30 Anfragen für Solaranlagen. «Ich kam nicht mehr nach mit Liefern», erinnert sich Eberhart. Also suchte er Leute, die gegen Bezahlung Anlagen planen und die Hauseigentümer und Helfer beim Bau instruieren konnten. Er konzipierte eine Ausbildung zum «EWG-Solarplaner» und führte die Schulungen selbst durch. Heute beschäftigt die EWG elf Solarplaner.
Die Idee breitet sich aus: In Winterthur hat sich ein Ableger der EWG gebildet. Sechzig Genossenschafter sind beigetreten, und neun Planer befinden sich in Ausbildung. Auch im Zürcher Oberland formieren sich Gruppen. Eberharts Vision: eine EWG in jedem Kanton und eine Dachgenossenschaft, die alle zusammenhält.
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