Masern-Rekord in Europa – Bund warnt Ungeimpfte vor Reisen
Die WHO warnt vor einem «dramatischen Anstieg». Die Masern haben sich auch in Nachbarländern der Schweiz ausgebreitet.

Von einer Tragödie hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO im vergangenen Jahr gesprochen. Etwa 24'000 Masernfälle waren europaweit aufgetreten – mehr als in jedem anderen Jahr dieses Jahrzehnts. Doch was derzeit passiert, stellt dieses Rekordjahr weit in den Schatten.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres steckten sich allein in der Ukraine 23'000 Menschen mit dem Virus an. Sechs weitere Länder – Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Russland und Serbien – erlebten Ausbrüche mit mehr als 1000 Fällen. Insgesamt infizierten sich im ersten Halbjahr mehr als 41'000 Menschen in der Europaregion der WHO, zu der auch einige asiatische Staaten zählen.
37 von ihnen starben, die meisten in Serbien. Auch in der Schweiz gab es seit Jahren wieder einen Todesfall. Im Februar starb ein junger Mann an der Krankheit. Denn die hoch ansteckende Krankheit kann sehr viel schwerer verlaufen, als viele Menschen glauben. Akut können Masern-Infektionen bei Kindern Lungen- und Mittelohrentzündungen auslösen. Besonders gefürchtet ist eine Spätkomplikation namens SSPE. Die sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis ist eine Entzündung des gesamten Gehirns, die in der Regel tödlich endet.
Impfpflicht gekippt
«Wir erleben einen dramatischen Anstieg der Infektionen und lang dauernde Ausbrüche», warnt Zsuzsanna Jakab, die Regionaldirektorin der WHO für Europa. Sie rief die Mitgliedsländer dazu auf, die Impfraten zu erhöhen. Damit sich das Masernvirus nicht weiter verbreiten kann, müssen mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Europaweit sind es nur 90 Prozent, einige Länder erreichen nicht einmal eine Quote von 70 Prozent.

Und es gibt weitere Rückschläge: Italiens neue Regierung hat die erst vor einem Jahr eingeführte Impfpflicht für zehn Immunisierungen wieder gekippt. Dabei hatte die Massnahme erfolgversprechend begonnen. Die Impfraten gegen Masern, Mumps und Röteln stiegen im ersten Jahr der Impfpflicht um 4,4 Prozent an.
Bund: «Alle sollten geimpft sein»
In der Schweiz ist die Durchimpfungsrate «sehr hoch», wie Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagt. «Wir sind sehr nahe am Ziel von 95 Prozent.» Ab diesem Wert kann sich das Virus nicht mehr ausbreiten.
«Die Zahl der Masernfälle in der Schweiz ist in den letzten Jahren folglich auf tiefem Niveau stabil geblieben. Sie bewegt sich seit 2011 – dem Start der Masern-Kampagne des Bundes – zwischen rund 20 und 180 Fällen pro Jahr. In diesem Jahr sind es bislang 26, die meisten davon betreffen Menschen, die sich im Zusammenhang mit importierten Fällen angesteckt haben.
Wegen der hohen Durchimpfung erwartet Koch keine Auswirkungen der aktuellen Masernausbrüche in Europa auf die Schweiz. Er warnt aber: «Es gibt eine Impflücke bei Erwachsenen zwischen 25 und 40 Jahren.» Personen sollten auch vor Reisen in die Nachbarländer Italien und Frankreich oder in die Feriendestination Griechenland ihren Impfstatus überprüfen, und sich gegebenenfalls impfen lassen. «Generell empfehlen wir die Masern-Impfung allen in der Schweiz wohnhaften Personen, unabhängig von ihren Reiseplänen.»
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