Massenflucht aus Syrien
Innerhalb von 48 Stunden flohen bis zu 30'000 Menschen allein aus Damaskus. In den Camps der Nachbarstaaten wird die Lage für die Flüchtlinge immer schwieriger.

In Syrien haben Aufständische und die Armee weiter erbittert um die Kontrolle der Hauptstadt Damaskus und der Wirtschaftsmetropole Aleppo gerungen. Dabei setzte das Militär nach Angaben von Aktivisten am Wochenende wieder Kampfhelikopter und Panzer ein. Da die Lage der Flüchtlinge immer dramatischer wurde, flohen Tausende Menschen in die Nachbarstaaten Syriens. In Damaskus griffen syrische Eliteeinheiten die Stadtviertel Barse, Rukneddin und Masse an. Die Behörden erklärten, die Armee habe das Viertel Kabun «gesäubert». Dort seien zahlreiche «Terroristen» getötet worden. Laut der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte gab es in Masse parallel zum Beschuss Hausdurchsuchungen der Sicherheitskräfte.
Kämpfe um Aleppo und Damaskus
Im nordwestsyrischen Aleppo hielt die oppositionelle Freie Syrische Armee (FSA) nach Angaben eines Aktivisten die Stadtteile Sahur, Hanano und Sajf al-Daula. Die Rebellen kündigten eine «Befreiungsschlacht» um Aleppo an. Am Dienstag hatten sie bereits eine Offensive in Damaskus gestartet, die von der Armee seit Freitag erwidert wird.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden in Syrien am Wochenende mehr als 180 Menschen getötet. Wie die Aktivisten weiter mitteilten, liegt die Zahl der Toten seit dem Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad Mitte März 2011 inzwischen bei mehr als 19'000 Menschen, darunter mehr als 13'000 Zivilisten.
Unübersichtliche Lage an den Grenzen
Die Lage an den Grenzen zum Irak und zur Türkei blieb unübersichtlich. Die Rebellen kontrollierten einen der drei wichtigsten Grenzposten zum Irak und drei von zwölf Übergängen zur Türkei. Die türkische Armee stationierte einem Medienbericht zufolge mehrere Boden-Luft-Raketen an der Grenze zu Syrien.
Israel machte derweil erneut auf die mögliche Bedrohung durch die Chemiewaffen Syriens aufmerksam. Laut Verteidigungsminister Ehud Barak will Israel verhindern, dass syrische Chemiewaffen in den Libanon gelangen und dort der radikalislamischen Hisbollah-Miliz in die Hände fallen.
Zusammenstösse in Flüchtlingslagern
Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) brachten sich binnen 48 Stunden bis zu 30'000 Menschen aus Damaskus in Sicherheit. Allein in Jordanien trafen nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation am Sonntag 2000 Syrer ein. Für die Versorgung der dort insgesamt eingetroffenen mehr als 140'000 Flüchtlinge gaben die USA mittlerweile 100 Millionen Dollar an Hilfen frei.
In zwei Flüchtlingslagern in der Türkei kam es derweil zu Zusammenstössen zwischen Bewohnern und der Polizei. Die Gewalt ereignete sich nach türkischen Angaben, als Flüchtlinge bei Protesten gegen fehlende Nahrungsmittel und Geld mit Steinen warfen.
«Schnell» von der Macht zurückziehen
Die Arabische Liga hat Syriens Präsident Baschar al-Assad aufgefordert, sich «schnell» von der Macht zurückzuziehen. Assad müsse die «Zerstörung und das Töten» durch eine «mutige» Entscheidung beenden, sagte Katars Aussenminister und Regierungschef Scheich Hamad Ben Dschassem al-Thani nach einem Aussenministertreffen in Doha.
Die Opposition und die Freie Syrische Armee (FSA) müssten eine Übergangsregierung der nationalen Einheit bilden. Zugleich stellte die Arabische Liga 100 Millionen US-Dollar als Hilfen für syrische Flüchtlinge bereit.
Zudem beschlossen die Aussenminister, die Mission des Syrien-Sondergesandten von UNO und Arabischer Liga, Kofi Annan, zu ändern, damit sie sich nur noch auf eine «friedliche Machtübergabe» in Damaskus konzentriere. Ihre Beschlüsse will die Arabische Liga in Moskau und Peking erläutern.
Die Veto-Mächte Russland und China blockieren im UNO-Sicherheitsrat eine schlagkräftige UNO-Resolution. Die Arabische Liga will eine Sondersitzung der UNO-Generalversammlung fordern, um in Syrien «Sicherheitszonen» und «humanitäre Korridore» einzurichten.
sda/dapd/afp/kle
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