Massenhaft Mineralwasser aus dem Ausland
Von wegen einheimische Produkte zuerst: Jede zweite Flasche Mineral stammt inzwischen aus dem Ausland. Wir zeigen, woher.
Die neusten Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) machen stutzig: Seit 1990 hat sich die Menge importierter Nahrungsmittel von rund 2 auf etwa 4 Millionen Tonnen fast verdoppelt. Von wegen «local first»: Die Schweizerinnen und Schweizer essen und trinken immer mehr ausländische Produkte.
Und das hat nur zum Teil damit zu tun, dass hierzulande immer mehr Menschen leben. Denn die Steigerung der Nahrungsmittelimporte um fast 80 Prozent ist gut dreimal stärker als das Bevölkerungswachstum. Im Zeitraum von 1990 bis 2016 vergrösserte sich die Bevölkerungszahl um knapp 25 Prozent – von 6,7 auf 8,3 Millionen Einwohner.
Die Schweizer konsumieren heute im Schnitt 499 Kilogramm ausländische Produkte pro Jahr und damit 45 Prozent mehr als noch im Jahr 1990. Dazu gehören fünf Kilo mehr Früchte (+8 Prozent), trotz Importzöllen für Agrarprodukte 14 Kilo mehr Gemüse (+9 Prozent) und ganze 40 Kilo mehr Fertigessen (+22 Prozent) aus dem Ausland.
Am stärksten angewachsen ist der Import von Getränken mit 40 Prozent, was einer Zunahme von 73 Litern pro Kopf entspricht. Was aber am meisten auffällt: Mineralwasser macht allein 22 Prozent des gesamten Wachstums aus.
11 Liter importiertes Mineralwasser wurden 1990 in der Schweiz pro Kopf getrunken. Mittlerweile sind es 57 Liter. Das hat unter anderem mit den vergleichsweise tiefen Preisen zu tun, für die ausländische Produkte oft erhältlich sind. Denn innerhalb der EU wird bei Import-Mineralwasser kein Zoll erhoben.
Doch woher stammt das ausländische Wasser? Redaktion Tamedia hat auf Anfrage entsprechende Zahlen von der EZV erhalten. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt gut 409 Millionen Liter Mineralwasser aus 41 verschiedenen Ländern importiert. Mit Abstand am meisten trinken die Schweizerinnen und Schweizer italienisches und französisches Wasser.
Allein aus Italien wurden im vergangenen Jahr 191 Millionen Liter Mineralwasser im Wert von fast 35 Millionen Franken in die Schweiz importiert. Frankreich konnte mit 180 Millionen Litern fast mithalten. Zusammengenommen kommen über 90 Prozent des ausländischen Wassers aus diesen beiden Ländern. Zählt man Deutschland noch dazu, sind es sogar 99 Prozent.
Der Rest stammt grösstenteils aus Portugal, Ungarn, Österreich und den Ländern des ehemaligen Jugoslawien. In der Liste der Exporteure finden sich aber auch exotische und überraschende Namen wie Fidschi, Brasilien und Oman.
Inzwischen stammt fast jede zweite Flasche Mineralwasser, die in der Schweiz getrunken wird, aus dem Ausland. Denn während die einheimische Produktion seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2003 stetig kleiner wird, nimmt der Import ausländischer Produkte laufend zu.
1990 handelte es sich in vier von fünf Fällen noch um ein Schweizer Mineralwasser. Heute wird hierzulande nur noch in gut der Hälfte der Fälle auf ein einheimisches Produkt zurückgegriffen. Geht die Entwicklung so weiter, könnte das einheimische bald von importiertem Wasser überholt werden.
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