Massive Rezession in Zypern erwartet
Zypern erhält offenbar mehr Zeit, um sein Budget ins Lot zu bringen. Denn es droht eine scharfe Kontraktion der Wirtschaft.

Das Zypern-Hilfspaket unterstellt, dass der Inselstaat schon bald wieder Haushaltsüberschüsse hat. Doch nun macht die Regierung klar: Man braucht mehr Zeit. Wegen eines befürchteten Wirtschaftseinbruchs erhält Zypern nach eigenen Angaben von den internationalen Geldgebern auch mehr Zeit zur Haushaltssanierung.
Der ursprünglich für 2016 anvisierte Etatüberschuss müsse nun erst 2017 erreicht werden, erklärte Regierungssprecher Christos Stylianides am Montag in Nikosia. Die Regierung versuche nun, die Frist um ein weiteres Jahr auf 2018 hinauszuschieben.
Neunprozentige BIP-Kontraktion erwartet
Den ursprünglichen Zeitrahmen bis 2016 hatte der überschuldete Inselstaat in einer vorläufigen Vereinbarung mit den Partnern der Euro-Zone und dem Internationalen Währungsfonds akzeptiert. Der Haushaltsüberschuss soll mit Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen erzielt werden.
Doch wurde dabei unterstellt, dass die zypriotische Wirtschaft in diesem Jahr nur um 3,5 Prozent schrumpft. Neueste Prognosen gehen aber von einem Rückgang um neun Prozent aus, wie es aus Regierungskreisen in Nikosia hiess.
Verdacht: Unternehmen erhielten Tipps
Die zypriotische Staatsanwaltschaft prüft Berichte, wonach Unternehmen nach Insider-Warnungen vor Zwangsabgaben auf Bankeinlagen rechtzeitig hohe Summen ins Ausland schafften. Es gehe um Gelder in Höhe von rund 700 Millionen Euro. Griechische Medien berichteten von 136 Firmen. Unter ihnen soll nach einem unbestätigten Bericht der zypriotischen kommunistischen Oppositionszeitung «Charavgi» auch die Familie eines Schwiegersohns von Staatspräsident Nikos Anastasiadis sein.
Die Firma A. Loutsios and Sons Ltd. soll wenige Tage vor der Schliessung der Banken Zyperns 21 Millionen Euro nach Grossbritannien überwiesen haben. Das Unternehmen bestätigte die Überweisung, es dementierte aber, dass es Informationen aus dem Präsidentenamt erhalten habe. Die Firma habe im Rahmen ihrer normalen Tätigkeit das Geld überwiesen.
Verluste bis zu 80 Prozent bei Laiki
Vertreter der Euro-Gruppe treffen sich laut Regierungssprecher Stylianides am Donnerstag, um nochmals über das Rettungspaket für Zypern zu beraten. Vor einer Woche hatte es eine grundsätzliche Einigung gegeben, dass der kleine Inselstaat zehn Milliarden Euro Hilfskredite aus dem Rettungsschirm ESM bekommt, um ihn vor der Pleite zu retten.
Doch muss Zypern einen Eigenanteil von knapp sechs Milliarden Euro aufbringen. Dafür werden die grössten Banken gestutzt und grosse Vermögen belastet. Bei Guthaben von mehr als 100'000 Euro sollen bei der Bank of Cyprus bis zu 60 Prozent und bei der Laiki-Bank sogar bis zu 80 Prozent verloren gehen, wie am Wochenende bekannt wurde. Sie soll aufgespalten werden. Geldeinlagen bis 100'000 Euro gehen an die gesunde Bank, die von der Bank of Cyprus übernommen wird. Der Rest geht an eine sogenannte Bad Bank.
Freigabe eines Teils der Guthaben
Die Sparer können hoffen, dass sie in der Zukunft einen Teil dieser Gelder zurückbekommen. Eine bereits eingesetzte Insolvenzverwalterin soll unter anderem über den Verkauf von Immobilien der Bank versuchen, Geld einzusammeln.
Die Regierung will schon ab Dienstag zumindest Unternehmen mit Guthaben bei der Bank of Cyprus wieder Zugriff auf die verbleibenden 40 Prozent der Summen jenseits von 100'000 Euro geben, wie der Regierungssprecher ergänzte.
Moskau will passiv bleiben
Zypern galt jahrelang als Steuer- und Anlageparadies unter anderem für reiche Russen. Sie müssen mit ihren Verlusten nun alleine fertig werden, wie die Regierung in Moskau klarstellte. Vize-Ministerpräsident Igor Schuwalow sagte, sein Kabinett werde nichts unternehmen, um die Verluste zu mildern oder gar auszugleichen. Möglicherweise werde die Regierung aber einschreiten, um die Abschreibungen für russische Staatsunternehmen im Zuge der Krise zu begrenzen.
Zyperns Orthodoxe Kirche hat indes Hilfe für normale Bürger versprochen. Erzbischof Chrysostomos II. sagte, man werde alles tun, damit diese nicht Hunger leiden müssten. Die Kirche wolle auch dabei mitwirken, Arbeitsplätze zu schaffen. Die Arbeitslosigkeit in Zypern liegt derzeit bei 15 Prozent.
AP/sda/rub
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch