Maudets Vertrauter ging mit 50'000 Franken von Bank zu Bank
In der Affäre um den FDP-Staatsrat tauchen täglich neue Enthüllungen auf. Parteikollegen wenden sich von ihm ab.

Pierre Maudets Geburtstagsfest war grossartig. So berichteten Politiker, Journalisten und Gewerkschafter, nachdem sie am 6. März mit dem Genfer Sicherheitsdirektor dessen 40. Geburtstag in einem Viersternhotel gefeiert hatten.
Doch die gute Laune ist verflogen. Die Teilnahme am Fest ist heute vielen peinlich. Journalisten wären am liebsten nie da gewesen. Sie gerieten an jenem Abend des 6. März nämlich in eine Politaffäre, um die sich heute die Genfer Staatsanwaltschaft kümmert.
Pierre Maudet bezahlte die Party nicht selbst. Das Fest richtete der Hotelier für ihn gratis aus. Für zweihundert Personen. Derselbe Mann überwies in den letzten Jahren insgesamt 105'000 Franken an Unterstützungsvereine, die Maudet kontrollierte und die dessen Wahlkampagnen finanzierten: den «Club Fazy-Favon» und den «Unterstützungsverein Pierre Maudet».
Wahlkampf statt Geburtstag
Die Staatsanwaltschaft hat die Büros des Hoteliers kürzlich durchsucht. Gemäss der Zeitung «La Tribune de Genève» dementiert Maudet inzwischen, dass das Fest seine Geburtstagsparty war. Er betone, es sei der Auftakt zu seinem Staatsratswahlkampf gewesen. Die E-Mail-Adresse für die Anmeldung vermittelte eine andere Botschaft. Sie lautete: 40ans@pierremaudet.ch.
Die Affäre um Staatsrat Maudet, die im Sommer mit Enthüllungen über seine Luxusreise zum Formel-1-Rennen in Abu Dhabi begann, ist längst eskaliert. Staatsanwälte ermitteln wegen Vorteilsannahme gegen Maudet. Der FDP Genf droht im Wahljahr 2019 eine Dauerkrise.
Am Dienstag um 7 Uhr morgens traf sich die dreissig Personen starke Parteileitung zu einer Krisensitzung. Dabei wurden weitere Sonderbarkeiten bekannt: Maudets jährlicher Pflichtbeitrag von 10'000 Franken an die FDP überwies nicht der Magistrat, sondern sein Unterstützungsverein aus dem mit Privatgeldern geäufneten Vereinsvermögen – in Maudets Namen. Nur ein einziges Mal zwischen 2013 und 2018 bezahlte der Staatsrat die 10'000 Franken aus seinem eigenen Portemonnaie. Nichtsdestotrotz erteilte die Partei Maudet Atteste dafür, den Parteibeitrag von den eigenen Steuer abzuziehen.
Redaktion Tamedia liegt ein amtliches Dokument von 2016 vor. Gemäss diesem machte Maudet für «Überweisungen an politische Parteien» 10'000 Franken Steuerabzüge. Maudet sagt, er habe der FDP 2016 einen höheren Betrag bezahlt – aus dem eigenen Sack. Offen ist, ob er in den Jahren, in denen der Unterstützungsverein zahlte, ebenfalls Abzüge machte.
Auf Details könne er nicht eingehen, so Maudet. Man müsse «die Gesamtheit der Spenden der letzten Jahre in Betracht ziehen und ihre reelle und potenzielle Abziehbarkeit prüfen.» Maudet sagt: «Ich habe die Steuerbehörde spontan aufgefordert, verschiedene Aspekte bezüglich meiner Spesenbezüge und Einkünfte aus beruflichen Aktivitäten zu prüfen.»
Mit Geld von Bank zu Bank
Der «Unterstützungsverein Pierre Maudet» wurde im Sommer aufgelöst. 50'000 Franken lagen auf dem Konto. Ein Mitglied liess sich das Geld in bar auszahlen, um es an Maudet zu überweisen. Die erste Bank weigerte sich. Also ging Maudets Vertrauter von Bank zu Bank und verschob das Geld in fünf Tranchen zu je 10'000 Franken zu Maudet.
Christian Lüscher, Anwalt, Nationalrat und Vizepräsident der FDP Schweiz, sagte bei der Parteileitungssitzung, Wirtschaftskriminelle wendeten solche Methoden an, um die Herkunft von Geldern zu verschleiern.
Maudet kritisierte bei der Parteileitungssitzung einen medialen Feldzug gegen ihn. Doch mit jeder Enthüllung wird sein Image miserabler, als wäre der 40-Jährige bloss an Macht, Geld und seiner Karriere interessiert und würde das Parteiwohl und den Staat geringschätzen.
Alexandre de Sernarclens, Präsident der FDP Genf, die Nationalräte Christian Lüscher und Hugues Hiltpold und Cyril Aellen, Chef der FDP-Grossratsfraktion, haben sich von Maudet abgewandt. In der Frage, ob man Maudet das Vertrauen entzieht und ihn zum Rücktritt als Staatsrat auffordert, ist die Parteispitze gespalten. Sie berät die Frage morgen erneut.
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