«McJesus» muss weg
Proteste und Brandbomben: In Israel sorgt ein konsumkritisches Kunstwerk für Aufruhr. Es stellt das McDonald's-Maskottchen ans Kreuz genagelt dar.

Ein Kunstwerk erregt die Gemüter in Israel und führte in den vergangenen Tagen sogar zu gewaltsamen Protesten. Zuerst wurde eine Brandbombe auf das Kunstmuseum in Haifa geworfen, dann versuchten Hunderte Demonstranten, die Ausstellung «Heilige Güter» zu stürmen. Drei Polizisten wurden durch Steinwürfe verletzt, ein Mann wurde festgenommen.
Auslöser ist ein Kunstwerk des finnischen Künstlers Jani Leinonen. Seine «McJesus» titulierte Arbeit zeigt das Maskottchen der Fastfood-Kette McDonald's, Ronald McDonald, an einem Kreuz. Damit wollte Leinonen auf den Kreuzzug im Namen des Konsums aufmerksam machen. Vertreter vor allem von Religionsgemeinschaften sehen darin jedoch einen Missbrauch eines Symbols der christlichen Religion.
Kulturministerin droht
Die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes forderten die Stadt Haifa auf, die Christusdarstellung aus der Ausstellung zu entfernen. Die Bischöfe betonten in ihrer Stellungnahme zwar das Recht auf Meinungsfreiheit. Es sei aber nicht hinnehmbar, dazu «das bedeutendste Symbol der christlichen Religion» zu missbrauchen. Der Vertreter der katholischen Kirche in Haifa, Agapious Abu Saada, sagte der israelischen Zeitung Haaretz: «Was in Europa akzeptabel sein mag, ist nicht hinnehmbar für unsere Gemeinschaft und kann nicht mit Verständnis rechnen.» Kritik kam auch von Vertretern aramäischer Christen und der jüdischen Organisation Betsalmo in einer gemeinsamen Stellungnahme: Dass es zu gewalttätigen Aktionen gegen die Ausstellung gekommen sei, werde verurteilt. «Aber dies beweist, dass dies ein Kunstwerk ist, das religiöse Gefühle verletzt und entfernt werden muss.»
Auch die israelische Kulturministerin Miri Regev von der rechtsnationalen Likud-Partei forderte die Entfernung des Werks mit der Begründung, dass die Gefühle von Christen verletzt werden. Sie verwies in einem Schreiben an die Museumsleitung auf zahlreiche Beschwerden, die bei ihr eingegangen seien. Regev verband dies, wie bei anderen Gelegenheiten auch, mit der Drohung der Streichung von Förderungen für das Museum. Derartige Darstellungen von Symbolen, die für Religionen und Gläubige heilig seien, «könnten nicht in einer kulturellen Institution gezeigt werden, die vom Staat unterstützt wird». Gegen Regevs Intervention stellte sich wiederum die Vereinigung für Zivilrechte in Israel, die in einem Schreiben an die Generalstaatsanwaltschaft gegen die Drohung protestierte. Die Ausstellung läuft bereits seit 4. August, erst jetzt gibt es öffentliche Proteste.
Die Museumsleitung erklärte, man werde einen Warnhinweis auf potenziell verletzende Darstellungen anbringen. Das Kunstwerk selbst werde bleiben
Das griechisch-orthodoxe Patriarchat forderte am Wochenende die Entfernung gleich mehrerer Werke. Neben «McJesus» stiessen auch Darstellungen von Christus und Maria als Barbie und Ken auf Empörung. Das Patriarchat verlangte eine Entschuldigung für die Finanzierung einer solchen Ausstellung.
Die Museumsleitung erklärte nach einem Treffen mit Kirchenvertretern, man werde einen Warnhinweis auf potenziell verletzende Darstellungen am Eingang der Ausstellung anbringen. Das Kunstwerk selbst werde bleiben, es verweise auf «den zynischen Gebrauch religiöser Symbole durch Grosskonzerne». Die Ausstellung bleibt wie geplant bis 17. Februar geöffnet.
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