McKinsey, PwC und Co. buhlen um Asylmandate
Immer mehr internationale Beratungs- und Prüfungsunternehmen expandieren ins Schweizer Asylwesen.

Das internationale Prüfung- und Beratungsunternehmen PwC ist nicht das einzige, das das Schweizer Asylwesen als Wachstumsfeld sieht. Konkurrenz erhalten dürften hiesige Anbieter auch von McKinsey, die international Asylmandate hält.
PricewaterhouseCoopers (PwC) ist seit einigen Monaten mit dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) im Gespräch, um sich allenfalls für eine Ausschreibung im Asylbereich zu bewerben.
PwC-Sprecherin Eva Oberholzer bestätigte am Montag einen Bericht der «NZZamSonntag». Da das Bundesamt für Migration (SEM) die Ausschreibung erst im Juni publiziere, könne PwC aber noch nicht genau sagen, in welcher Form man teilnehmen würde. Konkret geht es um einen Auftrag für unentgeltliche Rechtsberatung und -vertretung in den Asylzentren.
Zusätzlich zu den Erfahrungen im öffentlichen Sektor verfügt PwC laut Oberholzer über eine breite Rechtsberatungs- beziehungsweise Beratungskompetenz. PwC habe für Regierungen und Gemeinden ein Rahmenwerk für das Management von Flüchtlingsangelegenheiten entworfen, so Oberholzer weiter. Damit könnten aktuelle Kapazitäten und Prozesse bewertet werden.
Konkrete Projekte habe PwC in Deutschland und den Niederlanden durchgeführt, so beispielsweise die Initiative «Jobführerschein» in Berlin, um Asylsuchende auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten.
McKinsey hat Deutschland beraten
Das SRK seinerseits hat bis heute im Asylbereich noch nicht mit Beratungsfirmen zusammengearbeitet, wie SRK-Sprecherin Sabine Zeilinger der Nachrichtenagentur SDA sagte.
Das SRK als Experte für das Verfahren, die Beratung der Asylsuchenden und die Qualitätssicherung würde sich gut ergänzen mit PwC als Spezialist für die individuelle Rechtsvertretung. Zudem sei das SRK daran interessiert, «mit einer Private Public Partnership humanitäre Inhalte in ein wirtschaftlich geprägtes Umfeld zu tragen».
Sehr aktiv im Asylwesen betätigt sich auch das internationale Beratungsunternehmen McKinsey. Bekannt ist etwa der Auftrag, den McKinsey während der Flüchtlingskrise im Sommer 2016 von der deutschen Regierung erhielt. Für ein Honorar von 1,8 Millionen Euro untersuchte McKinsey, warum nicht genügend ausreisepflichtige Asylbewerber in ihre Herkunftsländer zurückkehren.
Die Berater empfahlen dann unter anderem, den Druck auf abgelehnte Asylbewerber zu erhöhen sowie ein finanzielles Anreizsystems mit höheren Fördersätzen zu schaffen.
Caritas und Heks als Konkurrenz
Laut McKinsey-Schweiz-Sprecher Johannes Berchtold hat McKinsey & Company auch in anderen Ländern bei strategischen und operativen Themen rund um das Flüchtlingswesen mitgearbeitet. «Ein Engagement in der Schweiz wäre folglich denkbar», führte er aus.
Das Beratungsunternehmen investiere ausserdem auf globaler und europäischer Ebene viel in die Forschung im Bereich der Migration und des Asylwesens. Für die Ausschreibung im Bereich Rechtsberatung will sich McKinsey aber nicht bewerben, weil es generell keine Rechtsberatung anbiete, so der Sprecher.
Die wichtigsten Akteure in der Rechtsberatung von Asylsuchen hierzulande sind unter anderem die Hilfswerke Caritas und Heks sowie die Flüchtlingshilfe. Caritas-Sprecher Stefan Gribi wollte sich zum bevorstehenden Vergabeverfahren für die unentgeltliche juristische Beratung in den Bundeszentren nicht äussern. Sobald die Ausschreibung bekannt sei, werde Caritas sich entscheiden, ob sie sich um die Aufträge bewerbe.
Für das Staatssekretariat für Migration (SEM) hatte McKinsey vor drei Jahren eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zur Neustrukturierung des Asylbereichs anhand eines Testbundeszentrums in Zürich verfasst. Gemäss SEM-Sprecher Lukas Rieder hat das Staatssekretariat derzeit keine Mandate an grosse Beratungsfirmen vergeben. Nach der Ausschreibung für das Mandat zur Rechtsberatung diesen Sommer würden 2019 die Mandate für die Betreuungsdienstleistungen und die Sicherheitsdienstleistungen ausgeschrieben.
Im Zuge der Revision des Asylgesetzes wurden die Asylprozesse in den letzten Jahren verändert, um die Verfahren zu beschleunigen. Aus Sicht von PwC ist die Asylreform mit der Neustrukturierung des Asylwesens für die Schweiz zentral und könnte laut Oberholzer als Referenzmodell für andere Länder dienen.
SDA/sep
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch