Mehr als 90 Tote bei schwerer Anschlagserie in Bagdad
In der irakischen Hauptstadt sind zunächst eine, dann am Nachmittag zwei weitere Autobomben explodiert. Der IS bekennt sich zur Tat.
Bei einer Anschlagserie in Bagdad sind am Mittwoch mehr als 90 Menschen getötet worden. Allein bei einem Autobombenanschlag im schiitischen Stadtteil Sadr City starben mehr als 60 Menschen. Zu den Taten bekannte sich die IS-Miliz.
Die Autobombe in Sadr City im Norden Bagdads explodierte nach Behördenangaben am Vormittag in der Nähe eines Marktes. Mindestens 64 Menschen starben. Umliegende Geschäfte gerieten in Brand, überall lagen Trümmer verstreut, auch das ausgebrannte Auto des Attentäters stand auf der Strasse. Aus Furcht vor weiteren Anschlägen sperrten Sicherheitskräfte zahlreiche Strassen.
Am Nachmittag explodierte eine weitere Autobombe im schiitischen Stadtteil Kadhimija im Nordwesten der Hauptstadt, der wie Sadr City schon mehrfach Ziel von Anschlägen war. Mindestens 17 Menschen wurden getötet, darunter nach Spitalangaben auch mehrere Sicherheitskräfte.
Die dritte Autobombe explodierte im Viertel Dschamea im Westen Bagdads, wo neben vielen Schiiten auch Sunniten leben. Dort wurden nach Angaben von Rettungskräften mindestens 13 Menschen getötet. Rund 150 Menschen wurden bei der Anschlagsserie verletzt.
IS bekennt sich zu Taten
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erklärte, einer ihrer Kämpfer namens Abu Sulaiman al-Ansari habe den Selbstmordanschlag in Sadr City verübt. Auch die beiden anderen Bomben seien von IS-Kämpfern gezündet worden.
Das Ziel seien Kämpfer schiitischer Milizen gewesen. Diese sind mit Regierungstruppen verbündet. Die Botschaft des IS konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Die IS-Miliz hatte im Jahr 2014 weite Teile des Iraks überrannt. Die irakischen Streitkräfte hatten zuletzt mehrere ihrer Gebiete zurückerobert. Die Jihadisten kontrollieren aber noch immer weite Regionen im Westen des Landes. Auch gelingt es ihnen immer wieder, Attentate in Gebieten zu verüben, die von der Regierung kontrolliert werden.
Kritik an Regierung
Dutzende wütende Einwohner Bagdads versammelten sich am Anschlagsort in Sadr City und gaben der Regierung die Schuld, die derzeit in einer tiefen politischen Krise steckt.
«Der Staat wird von einem Konflikt beherrscht, und die Menschen sind die Opfer», rief ein Mann. «Die Politiker stecken hinter der Explosion.» Auch ein anderer Mann machte die Staatsführung für die «Bombenangriffe auf Zivilisten» verantwortlich und forderte die Regierung zum Rücktritt auf.
Der Irak ist seit Monaten politisch nahezu blockiert. Angesichts von Massenprotesten und immer lauteren Reformforderungen versucht Ministerpräsident Haider al-Abadi seit Wochen, sein Regierungsteam durch ein neues Kabinett aus Fachleuten zu ersetzen, die nicht nach konfessionellen oder parteilichen Kriterien ausgewählt werden.
Dem widersetzen sich diverse Oppositionsparteien. Tausende Anhänger des schiitischen Würdenträgers Moktada Sadr organisierten wiederholt Kundgebungen am Parlament in Bagdad.
AFP/sda/woz
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch